Essen. .

Viele Menschen wissen gar nichts von seiner Existenz. Dabei ist das Sprachtelefon bereits seit 1992 an der Universität Duisburg-Essen (UDE) fest etabliert. In einem kleinen Büro und umringt von Nachschlagewerken sitzen Dr. Ulrike Pospiech und Alexander Holste am kurzen Draht und versuchen Anrufern über sprachliche Hürden hinwegzuhelfen.

Heißt es „die“ oder „das“ Nutella? Setzt man vor dem Bindewort „und“ ein Komma, wann schreibt man Verben groß, und wieso schreibt man mal „das“ und mal „dass“? „Man muss das alles ja gar nicht wissen“, beruhigt Ulrike Pospiech. „Aber jeder hat die Pflicht zu erkennen, wo er unsicher ist. Und dann sollte er auch nachhaken.“

Das Sprachtelefon wurde 1992 zunächst als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme eingerichtet und wegen der großen Resonanz später von der Schreibwerkstatt der Fakultät für Geisteswissenschaften weitergeführt. „Das Angebot ist ein Aushängeschild für die Germanistik und schafft die Verbindung von der Wissenschaft in die Welt“, erklärt Pospiech schmunzelnd.

10 Prozent der Anrufer sind Studierende, die über sprachliche Klippen in ihren wissenschaftlichen Arbeiten stolpern. Außerdem suchen Redakteure, Lektoren und Mitarbeiter aus Pressestellen Rat und Hilfe bei den Sprachexperten. „Wir haben aber auch viele Anrufe von Schülern oder Eltern, die Korrekturen im Diktat anzweifeln, von Lehrern, die plötzlich eine zweite Lösung für eine Grammatikaufgabe sehen oder von Leuten, die Antworten aus Günther Jauchs ,Wer wird Millionär’ überprüfen wollen“, sagt Alexander Holste und erzählt dann weiter von einem Brautpaar, das für die Einladungskarte zur Hochzeit wissen wollte, ob sie nun „in“ oder „auf“ der Burg feiern.

Die Anfragen kommen per Telefon oder Mail aus ganz Deutschland, denn es gibt nicht viele vergleichbare Einrichtungen. Und ein Gespräch um sprachliche Zweifelsfälle kann durchaus auch mal eine halbe Stunde dauern. Um die sprachlichen Probleme der Anrufer zu klären, greifen die Experten auf verschiedene Wörter- und Grammatikbücher sowie etymologische Nachschlagewerke digital und in Buchform zurück. „Grundsätzlich schlage ich alles nach, auch wenn ich mir sicher bin“, meint Holste. Doch es kann durchaus auch passieren, dass selbst die Sprachexperten ratlos sind. „Mitunter vertagen wir dann ein Gespräch und diskutieren erstmal im Team“, so Pospiech. Und beispielsweise auf die Frage, warum das Teekesselchen Teekesselchen heißt, haben selbst die Experten noch keine Antwort gefunden.