Einige Abteilungen der Stadtwerke Essen haben bereits ihre Umzugskartons gepackt, mehrere Mitarbeiter arbeiten schon im neuen gläsernen 30- Millionen-Euro teuren Erweiterungsbau der Stadtwerke, der sich noch im Hinterhof der Zentrale des städtischen Energieversorgers an der Rüttenscheider Straße versteckt.

Der ästhetisch gelungene fünfstöckige Bau mit lichten Besprechungsräumen und einem lieblichen Wasserspiel im Durchgang zwischen Alt- und Erweiterungsbau würde Rüttenscheid erkennbar aufwerten, wenn man denn das formschöne Objekt des Architektenbüros Eisenberg mit seinen sanft gerundeten Glasecken von der Straße her überhaupt sehen könnte.

Beste Jahre hinter sich

Bis auf ein, zwei Durchgänge auf der Wittering- und Baumstraße bleibt den Passanten der Blick auf den wichtigsten Teil der Firmenzentrale jedoch versperrt - durch etliche Häuser, die ihre besten Jahre eigentlich schon lange hinter sich haben.

Über dieses Versteckspiel weiß zwar Stadtwerke-Sprecher Dirk Pomplun zu scherzen („Wir arbeiten gerne im Verborgenen“), gleichwohl bedeuten die Witzeleien nicht unbedingt, dass sich die Stadtwerke mit diesem Zustand langfristig abfinden.

Der Stadtwerke-Vorstand hat in Rüttenscheid noch einiges vor: Würden die bisher offiziell noch geheim gehaltenen Überlegungen verwirklicht, könnte dies den Stadtteil noch weiter nach vorne bringen. Denn aus den bisher recht marode wirkenden Altbauten etwa an der Baumstraße sollen schmucke Wohnungen für Gutbetuchte werden.

So erhielten die Eigentümer der Altbauten an der Baumstraße einen Brief der Stadtwerke - man wolle gerne ihr Haus kaufen. Bei einigen hatte die Werbung schon Erfolg, andere zieren sich noch. Man wurde sich beim Preis bisher nicht handelseinig.

Jedoch vier von sechs Häusern an der Baumstraße gehören den Stadtwerken bereits, so auch das Eckgebäude Rüttenscheider Straße und Baumstraße. An diesem Standort befindet sich seit mehr als 50 Jahren eine Sparkassenfiliale, die auch künftig dort noch vorhanden sein soll - allerdings in einem neuen Gebäude. Im Stadtteil hat sich bereits herumgesprochen, dass der Abrissbagger die meisten Häuser wegreißen soll.

Nach den internen Gedankenspielen der Stadtwerke könnte an der Baumstraße neben komfortablen Wohnungen auch ein kleines Hotel entstehen, vielleicht mit Restaurant. Und eventuell bleibt ja bei der neuen Bebauung der Straße die eine oder andere Lücke übrig, um den Erweiterungsbau für alle sichtbar zu machen.

Die Stadtwerke haben sich auch schon Gedanken über die bisherigen Altmieter gemacht: Für den Übergang könnte die städtische Wohnungsbaufirma Allbau AG den jetzigen Mietern an der Baumstraße hochwertige Alternativ-Wohnungen bieten. Doch bis dahin kann noch viel Zeit vergehen, denn die Stadtwerke sehen sich nicht unter Handlungsdruck. „Wir können abwarten“, heißt es.

Unter städtebaulichen Gesichtspunkten hoffen die Stadtwerke mit ihren Vorhaben auf einen Doppeleffekt: In Essen fehlen Wohnungen für Ansprüche von gut verdienenden Akademikern, zugleich könnte die Rüttenscheider Straße im nördlichen Bereich durch neue Gastronomie und Hotellerie weiter gewinnen, wie etwa kürzlich durch das Bistro „Belle Rü“, das nahe des „Filmstudios“ in einen ehemaligen Küchenladen einzog.