Essen. .

Ist bald doch Schwimmen im Baldeneysee möglich? Paul Lawitzke, Bäderexperte des Regionalverbandes, hält die dafür nötige Investition in Klärtechnik für finanzierbar. Der RVR will sich dem Baden in Ruhr nun jedenfalls intensiv widmen.

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Bei der Frage, ob das Baden in der Ruhr erlaubt werden könnte, was vor vielen Jahren ja der Fall war, verfahren die zuständigen Stellen bislang nach dem Prinzip „toter Mann“: nur nicht bewegen. So ist zumindest der Eindruck. Nun aber kommt offenbar doch Bewegung in die Sache.

Paul Lawitzke, Bäderexperte beim Regionalverband Ruhr (RVR), mochte jedenfalls seinen Augen nicht trauen, als er in der vergangenen Woche in dieser Zeitung die jüngsten Äußerungen des Ruhrverbandes zum Thema Badeverbot las. Auch in seinem aktuellen Ruhrwassergütebericht erteilt der Verband dem Plantschen in der Ruhr zwar eine Absage und verweist einmal mehr auf die Keimbelastung des Ruhrwassers. Notwendige Investitionen in Kläranlagen bezifferte Verbandssprecher Markus Rüdel auf Nachfrage auf „fünf bis sieben Millionen Euro“. Und bei dieser Summe wird Paul Lawitzke hellhörig.

„Dafür kriegt man ja nicht einmal das kleinste Hallenbad“, betont der Experte, was die städtischen Bäderfachleute angesichts der aktuellen politischen Debatte um den Neubau eines Bades im Nordwesten der Stadt leicht bestätigen werden. Soll heißen: Eine Investition in dieser Größenordnung würde sich nach der Rechnung des Bäderexperten für den RVR bezahlt machen, sollte dadurch das „naturnahe Baden“ in der Ruhr tatsächlich möglich werden. Wagt der RVR gar selbst den Sprung ins kalte Wasser?

„Imagegewinn für die ganze Region“

Lawitzke schwärmt bereits von einem „Imagegewinn für die ganze Region“ und lässt sich in seinem Optimismus auch vom Ruhrverband nicht bremsen. Denn fünf bis sieben Millionen Euro seien lediglich gemünzt auf die drei Klärwerke Essen-Süd, Kupferdreh und Velbert-Hespertal, präzisiert Ruhrverband-Sprecher Markus Rüdel. Die drei Anlagen könnten für diese Summe mit UV-Desinfektionsanlagen ausgerüstet werden. Keime würden durch diese Technik noch in der Kläranlage abgetötet. Nicht in der gesamten unteren Ruhr wäre damit für Badewasserqualität gesorgt, aber immerhin im Baldeneysee.

Messungen zufolge erfüllt der Stausee in so genannten Trockenwetterphasen bereits besagtes Qualitätskriterium. Bringt Platz- oder Dauerregen aber die Rückhaltebecken des Abwassermischsystems zum Überlaufen, drohe eine „massive Überschreitung der hygienischen Grenzwerte“. Erst nach Tagen gehe die Belastung wieder zurück. Der Ruhrverband verweist auf die entsprechende EU-Richtlinie, möchte die Keimfrage aber genauer untersuchen und hat sich deshalb beim Bundesumweltministerium um ein Forschungsprojekt beworben.

Der RVR will sich dem Baden in Ruhr nun jedenfalls intensiv widmen, versichert Bäderexperte Lawitzke, der sich nach eigenen Worten noch sehr gut daran erinnern kann, wie er selbst am Baldeneysee gebadet hat. Die Erinnerung dürfte er noch mit vielen Essenern teilen.