Essen. .

Bei einer fingierten Explosion an der Aluminiumhütte in Bergeborbeck stellten 25 Studenten der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen unter Beweis, was sie im Studium gelernt haben.

Die Katastrophe beginnt mit einem lauten Knall. Plötzlich steigt schwarzer Rauch auf. Das Dach steht in Flammen. Schwerverletzte Menschen stehen am Fenster und rufen um Hilfe. Eine Explosion in den Silos Aluminiumhütte sorgt am Samstagnachmittag für Aufregung – zum Glück ist dieser „Ernstfall“ aber nur inszeniert.

25 Studenten der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen sollen ihr Wissen in der Notfallmedizin unter Beweis stellen. Zusammen mit der Feuerwehr, dem Arbeiter Samariter Bund und den Johannitern arbeiten die angehenden Notärzte unter realen Bedingungen. Nach der Explosion müssen rund 20 zum Teil schwer verletzte Arbeiter versorgt werden. Zwölf Studenten nehmen selbst die „Opferrolle“ ein, um die Perspektive einer verletzten Person kennenzulernen.

Die praxisnahe Übung wird ein Mal im Jahr in den Semesterferien angeboten. In freiwilligen Kursen unterrichten dort studentische und ärztliche Tutoren die Studierenden. „Fünf Tage lang haben sich die Teilnehmer auf diesen Einsatz vorbereitet“, erzählt Hanjo Groetschel, Notarzt und Ärztlicher Leiter. In diesem Jahr findet der Test auf dem Gelände der Trimet Aluminium AG statt. „So eine Katastrophe ist hier eigentlich nicht möglich“, betont der 30-Jährige. „Aber wir haben versucht, möglichst reale Bedingungen zu schaffen.“

120 Einsatzkräfte

Nach der fingierten Explosion geht ein Notruf in der Feuerwehrleitstelle ein. Die Großübung findet in Echtzeit statt und die wenigen Minuten, die bis zum Eintreffen der insgesamt 120 Einsatzkräfte vergehen, erscheinen den „Verunglückten“ wie Stunden. Unter den Augen der Organisatoren rückt zunächst die Feuerwehr mit Blaulicht und heulender Sirene an. Auch einige Delegierte der mongolischen Katastrophenschutzbehörde, die in diesen Tagen Essen besuchen, sind vor Ort, um sich einen Eindruck zu machen. Schnell wird klar, dass ein „MANV“ – ein Massenanfall von Verletzten – vorliegt.

Als die Studenten eintreffen, sind die ersten Verletzten schon aus der Gefahrenzone herausgebracht worden. Eilig machen sich die „Notärzte“ an die Arbeit. Um die Situation möglichst real zu gestalten, sind die „Opfer“ professionell geschminkt worden und weisen unterschiedliche Verletzungen auf. „Ich konnte mich selbst aus dem Gebäude retten, habe aber schwere Atemnot und Brustschmerzen“, beschreibt die frisch gebackene Ärztin Maren Ptok. „Eigentlich habe ich mein Studium gerade beendet, aber ich wollte gerne an der Übung in der Opferrolle teilnehmen, um mich besser in den Patienten hineinversetzen zu können.“

Die Studenten teilen die Verunglückten in schwer-, mittel- und leichtverletzte Personen ein. In rasch aufgestellten Zelten wird die Erstversorgung vorgenommen. Während ein Hubschrauber neben dem Gebäude landet, beginnt die Feuerwehr mit der Bergung von zwei „Arbeitern“, die sich auf das 60 Meter hohe Dach des Silos retten konnten. Einer von ihnen erleidet einen Herzinfarkt und muss in einer Korbtrage abgeseilt werden. „Das war ein komisches Gefühl. Aber es hat auch irgendwie Spaß gemacht“, sagt Arndt Reese, dem reichlich Kunstblut über das Gesicht läuft.

Nach und nach werden die „Verletzten“ abtransportiert. „Es ist schon was anderes als alles im Lehrbuch nachzulesen“, meint Sören Kaiser, der die Sommerakademie im letzten Jahr besucht hat und nun als Tutor dabei ist. „Im Studium wird normalerweise nicht so praxisorientiert gelernt.“ Alle Beteiligten sind am Ende sehr zufrieden mit dem Test. „Das war kein Spiel für die Studenten. Sie sind wie in einem echten Einsatz an die Sache herangegangen“, lobt Groetschel. „Ich bin überwältigt, dass alles so gut geklappt hat.“