Kettwig. .

Wenn es denn eine Skala gäbe, auf der man den Wohlfühl-Faktor einer Veranstaltung einordnen könnte, dann bekäme das 18. Brunnenfest eine Bestnote. Zumindest von mir.

Aber das ist eine völlig subjektive Anlegenheit. Kettwig hat übers Jahr verteilt viele Feste - viele Kritiker und viele, die gut finden, dass im Stadtteil etwas passiert.

Funktionierender Handel

Unterm Strich bleibt die wahrlich nicht neue Erkenntnis, dass nur ein gut funktionierender Handel Kettwig zukunftsfähig macht. Geld muss in die Kassen der Geschäftsleute. So einfach ist das. Kunden binden, Kunden begeistern - mit dem Angebot, mit der Dienstleistung. Brunnenfest-Veranstalter KettIN tut, was nötig ist. Organisator Eberhardt Kühnle macht, was möglich ist. Das gemeinsame Egagement bescherte Kettwig am Wochenende erneut einen mehr als ansehnlichen Besucherzuspruch. Schleppender Anlauf am Samstag, der Nachmittag und der Abend beglückend gefüllt. Der Sonntag okay - trotz des Regens.

Und das Fest hatte viele verschiedene Höhepunkte und neue Ansätze, die Gutes versprechen. Nach langer Durststrecke konnte Sorgenkind Kirchfeldstraße wieder belebt werden. Dank einer viel und qualitativ hochwertig bespielten kleinen Bühne zu Beginn und der gemeinsamen Zirkusaktion vom Kinderheim St. Josefhaus und Edelweiß-Chefin Yvonne Weber, dank des Teams von „Hausmarke 3“, und einiger Einzelhändler, die sich nicht nur in, sondern auch vor den Läden engagierten.

Ein echter Hingucker war der Aaaglander. Die mit einem Motor betriebene Kutsche würde selbst der Queen zur Ehre gereichen - Kutscher Joachim Franz fuhr zwar keinen Adel, aber zumindest lokale Prominenz zur offiziellen Eröffnung. Vier Mann in einer Kutsche - OB Reinhard Paß, Bürgermeister Franz-Josef Britz, Bezirksbürgermeister Dr. Michael Bonmann und HVV-Chef Friedrich Gräbe. Dass das Brunnenfest eine der traditionsreichsten Veranstaltungen Essens sei, wusste Paß. Und was er noch nicht wusste, erfuhr er im Anschluss an eine kleine Führung durch Gassen, die Geschäfte, die Kneipen.

Was er gesehen hat, kann ihm nur gefallen haben. Viele kleine Bühnen und spannende Spielorte - ob vor dem „lulu“ in der Ruhrstraße oder beim Kinderprogramm auf dem Hexenbergspielplatz, ob neben der Kirche am Markt - sie brachten Bewegung und Abwechslung ins Fest.

Ein Dorado für Feinschmecker war - nach der Premiere beim Frühlingsfest - das französische Gourmetdorf. Neu der Standort auf dem Rathausplatz, in dessen Schatten die Boulegemeinschaft Kettwig aktiv für ihren Sport warb. Unverständlich, warum nur wenige Vereine und Organisationen das Angebot zur kostenlosen Präsentation nutzen. Außer den Boulern machten sich nur Fluglärmgegner, die Kettwiger Tennisgesellschaft und die AWO diese Mühe.

Am Sonntagmorgen war Kettwig müde. Die Nacht kurz, die Stimmung aber bestens. Der kleine Schmuckstand vor der Kirche am Markt öffnete bereits um 9 Uhr in der Früh. Sehr früh... . Den Wetterbericht hatten alle verfolgt. Auf Sonne sollte R folgen. Der setzte um Punkt 12 Uhr ein. Die Besucher waren schon da, die Geschäfte noch geschlossen.

Flucht in die Gastronomie. Davon hat Kettwig viel, und die Wirtsleute zeigten, dass man auch unausgeschlafen ein guter Dienstleister sein kann. Aufbauen oder nicht? Aufbauen. The show must go on - oder so ähnlich. Und es wurde nicht gekniffen. Kettwig hatte eingeladen und blieb weiterhin ein guter Gastgeber.

Organisator Eberhard Kühnle zwischen Bierzapfen, telefonieren, ordnen, schleppen - und eigentlich immer entspannt bleiben: „Ich hab’ soviele Menschen in Kettwig noch nicht gesehen. Und es waren dieses Mal wirklich besonders tolle Gäste.“