Auch in diesem Jahr folgte zahlreiche Gläubige in der Prozession dem Schrein mit den Reliquien des Heiligen Ludgerus durch die Starßen von Werden. Erstmals mit dabei: der neue Bischof von Essen, Franz-Josef Overbeck.
Stärker konnte der Kontrast der kirchlichen Feiern am Wochenende nicht sein. Im Norden, auf Zollverein, etwa 1000 Biker auf ihren schweren Maschinen beim evangelischen Motorradgottesdienst. Im idyllischen Werden begleiteten mehrere Tausend Katholiken den kostbaren Silberschrein mit den Reliquien ihres Stadt- und Klostergründers, des Heiligen Ludgerus, durch die fahnengeschmückten Straßen. Dort das knatternde 21. Jahrhundert. Im Ruhrtal dagegen - weihrauchumwölkt - ein bis heute lebendiger Brauch, der seit 1128 (fast) ununterbrochen begangen wird. Zum ersten Mal seit seiner Ernennung zum Bischof von Essen zelebrierte Franz-Josef Overbeck das Pontifikalamt in der Basilika und begleitete auch die anschließende Prozession.
Kollekte für Pakistan
In seiner Predigt entfaltete Overbeck ausgehend vom Verständnis des frühmittelalterlichen Heiligen als Hirte sein zeitgenössisches Hirtenbild. Darin falle diese Aufgabe nicht nur den Bischöfen zu. Vielmehr würde die Hirtenzusage die Gott in Jesus gegeben habe, konkret durch alle Menschen im Sinne einer gemeinsamen Verantwortung in der Gesellschaft. Gerade in einer modernen Stadtgesellschaft wie der des Ruhrgebiets sei kein Platz für Ausgrenzung oder Radikalisierung. „Wir tragen für alle Verantwortung, die hier und mit uns leben“. Aber für andere, was die Kollekte für die Flutopfer in Pakistan zeigt.
Aber in der Tradition des Heiligen Ludgerus stünde neben Gebet und Gemeinschaft vor allem auch Bildung. Dabei ginge es in der heutigen Debatte nicht nur um Strukturen, sondern vor allem auch um die Frage der Inhalte. Werte, aber auch Tugenden, die den Menschen erst zur Persönlichkeit machten, sollten da ganz oben stehen.