Kettwig. .
Hamid Ayadi ist Malermeister. Und der Arbeitsplatz des jungen Mannes aus Heiligenhaus ist derzeit das Bürgerzentrum Alter Bahnhof Kettwig an der Ruhrtalstraße. „Er hat einen Festpreis gemacht und ist uns damit sehr entgegengekommen“, sagt Wolfgang Lettow. Denn noch immer muss der Vorsitzende der IG Bahnhof jeden Euro umdrehen.
An den derzeitig laufenden Renovierungsarbeiten kommt man jedoch nicht vorbei. „Nach sieben Jahren war es an der Zeit, ein neuer Innenanstrich war fällig“, sagt er. Der große und der kleine Saal sowie der Flur und das Treppenhaus werden aufgefrischt, im Keller wird von einer Wand der Putz entfernt und die Bruchsteine werden freigelegt.
Aprikose heißt übrigens der Farbton, der die Wände und damit die Räume heller machen wird - teils in Wischtechnik arbeiten Hamid Ayadi und sein Team.
Ende August werden diese Arbeiten abgeschlossen sein. Geplant ist, „in der nächsten Phase die erste Etage komplett und in der zweiten Etage den Flur zu renovieren“, sagt Wolfgang Lettow.
Doch dazu fehlt der IG Bahnhof das Geld. „Wir müssen in den Herbstferien auf Sponsorensuche gehen.“ Und sein Stellvertreter Hartmut Ketteler hofft „auf den einen oder anderen Euro als Spende“. Mühsam ernähre sich halt der Alte Bahnhof - „und eine Reihe Sponsoren, die uns 50 oder 100 Euro pro Monat zukommen lassen, würden uns schon ein großes Stück weiterbringen“, sagt Ketteler.
Zwar schreibt die IG durch ausgebuchte Kurse und gut besuchte Veranstaltungen schwarze Zahlen, aber es bleibt nichts in der Kasse, um dringend erforderliche Rücklagen zu bilden.
Den Grund für diese Misere erklärt Wolfgang Lettow. „Die IG Bahnhof ist in Essen der einzige Träger einer Immobilie im freien kulturellen Bereich, der nicht nur für die Inhalte und den laufenden Betrieb zuständig ist, sondern auch für ‘Dach und Fach’.“ Will heißen: Die Interessengemeinschaft muss für alle Kosten aufkommen, die zur Erhaltung der Substanz des Gebäudes, der Außenmauern, der tragenden Teile/Wände und des Fundaments gehören. Und für das Gelände, dass zum Bahnhof gehört, hat die IG auch noch die so genannte Verkehrssicherungspflicht.
Was aber also passiert, wenn die Heizung defekt ist, das Dach undicht, die Linienbusse Schäden am Straßenbelag verursachen? Die Antwort: Dann muss die IG Bahnhof dafür aufkommen.
2001 schloss die Stadt Essen mit der IG Bahnhof einen Erbbaurechtsvertrag ab - Laufzeit 20 Jahre. „Dieser Vertrag ist aus moralischer Sicht grenzwertig, wenn nicht gar sittenwidrig. Er wurde mit einem mittellosen, gemeinnützigen und ehrenamtlich geführten Verein abgeschlossen, der als Folge quasi für alle Kosten aufkommen muss“, sagt Lettow.
Die Lösung wäre, wenn die Stadt Essen - wie bei allen anderen vergleichbaren Einrichtungen auch - das Immobilienmanagement übernehmen würde und sich die IG um den laufenden Betrieb kümmern müsste - also, Umwandlung des Erbbaurechtsvertrages in einen Miet- oder Pachtvertrag. „Dazu brauchen wir aber unbedingt die Politik“, weiß Wolfgang Lettow, und er und seine Vorstandskollegen setzen auf ein „gemeinsames Handeln aller im Rat der Stadt Essen vertretenen Parteien“.
Besonders auf Guntmar Kipphardt, den einzigen Ratsherrn aus Kettwig und auf das eindeutige Votum der Bezirksvertretung IX für den Alten Bahnhof setzt die IG.
Lettows Fazit: „Eine Übernahme des Gebäudes in den Bestand der Stadt Essen ist zwingend erforderlich, damit das Bürgerzentrum auch eine Zukunft hat.“