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Die Serie von Pleiten, Pech und Pannen am neuen Hauptbahnhof dauert an. Nach der Bahn AG mit ihrem Billig-Bahnsteigbelag hat jetzt auch die Stadt ein Bodenproblem. Der teure Granit am Südausgang saugt Schmutz auf wie ein Schwamm.

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Der teure französische Granit, der am Südausgang zur Freiheit verlegt wurde, ist zum Schmuddel-Stein geworden. Das ist peinlich, teuer - und kostet erneut Zeit.

Eine Stadt-Sprecherin bestätigte auf WAZ-Anfrage das unübersehbare Problem: Die rautenförmigen Natursteinplatten, die mit dem Material für die Bahnhofshalle „harmonisieren“ sollten, speichern jeden Fleck. Mit den herkömmlichen Reinigungsmethoden ist dem Dreck nicht beizukommen. Die Kehrmaschinen der Entsorgungsbetriebe bekommen die Flächen nicht sauber.

Deshalb verhandelt die Stadt derzeit mit mehreren Spezialunternehmen über den Aufwand für eine Reinigung des Pflasters. Das kostet zusätzlich. Für die mittelfristige Problemlösung hat die Stadt sich noch nicht endgültig festgelegt. Aber es wird auch da wohl kein Weg vorbeiführen an weiteren Kosten:. „Die Steine werden wahrscheinlich erstmal nachversiegelt“, sagt eine Stadt-Sprecherin. Mit dieser Versiegelung würde einer der teuersten Beläge, die jemals in der Innenstadt verlegt werden, auch noch ökologisch wertlos: Der geplante Clou der Plattierung war eigentlich, dass aus Umweltgründen alle Pflaster wasserdurchlässig sein sollten Solche Materialien sind viel teurer als normales Pflaster.

Im Rathaus wird nach dieser Peinlichkeit jetzt ein Sündenbock gesucht. Die Planung für die Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes, heißt es im Baubeschluss des Rates vom 24. Juni 2009, „wurde unter Federführung des Geschäftsbereiches 6A durch das Planungsbüro (...) in enger Abstimmung mit den zuständigen städtischen und einer Vielzahl von externen Dienststellen... erarbeitet.“

Noch viele Baustellen zu bewältigen

Keine dieser Dienststellen von Baudezernentin Simone Raskob abwärts in der Verwaltung sowie bei der Bahn AG und der Evag hat offenkundig irgendwann im Verlauf der Planungen überprüft, ob die vom Landschaftsarchitekten vorgeschlagenen Natursteine auch schmutzabweisend sind. „Fanta-Pfütze“ haben Pendler den Durchgang zwischen dem Reisecenter der Bahn und dem Evag-Pavillon schon getauft.

Damit verzögern sich die insgesamt sieben Millionen Euro teuren Arbeiten am Hauptbahnhof erneut. Noch im Frühjahr hatten Stadt und Evag sich auf ein Happyend im Sommer festgelegt: Bis Juni wollte die Stadt ihre Arbeiten erledigt haben, bis Juli die Evag ihre letzte Baustelle schließen, den umstrittenen Aufzug am Willy-Brandt-Platz.

Die öffentliche Kontroverse um den Aufzug hat nach Angaben von Evag-Sprecher Nils Hoffmann dazu geführt, dass die Baustelle am Willy-Brandt-Platz über Monate still lag. „Wir haben völlig umgeplant. Und dann war dem Stahlbauer auch noch der Stahl ausgegangen“, sagt Hoffmann. Am 30. August sollen dort jetzt die Arbeiten beginnen. Die neue Frist: Ende Oktober.

Auch am Postbank-Gebäude muss die Evag noch arbeiten, bevor die Pflasterung dort fertig verlegt werden kann: Es fehlt noch das Regendach - ebenso wie beim Fernbusbahnhof. Hier muss die Stadt den Wetterschutz bauen.

Wenigstens einen Fortschritt kann die Stadt vermelden: Der Parkplatz am Südausgang soll Ende der Woche für Taxis geöffnet werden. Die bekommen dort so lange einen neuen Standort, wie die Arbeiten am Handelshof dauern.