Essen..
Rund 2,5 Millionen Bücher umfasst der Bestand der Bibliothek der Universität Duisburg-Essen. „Übereinander gestapelt würde die Höhe des Kölner Doms 400mal übertroffen“, stellt Albert Bilo, Direktor der Bibliothek, fest. Erst 1972 gegründet, verfügt die Sammlung zwar über keine großen Altbestände, dennoch schlummern hinter verschlossenen Türen im Keller so manche Raritäten.
Und diese Raritäten müssen nicht unbedingt besonders alt sein, um einen Schatz für die noch so junge Bibliothek zu bedeuten. So hat beispielsweise erst seit wenigen Monaten eine Winzigkeit einen großen Stellenwert in der Sammlung:
Kleinstes Buch der Welt
Nicht einmal fingernagelgroß - also nur etwa 0,5 mal 0,5 Zentimeter - misst das kleinste Buch der Welt: „The Lord’s Prayer“ - das „Vater unser“ in sieben Sprachen. „Wir haben es speziell für die ‘Kinderuni’ angeschafft, um den Mädchen und Jungen dieses winzige Büchlein zu zeigen“, erzählt Bilo.
Faszinierend anzuschauen ist ein Faksimile (Wiedergabe eines Originales mit allen Eigenheiten) eines Kartenwerkes aus dem 15. Jahrhundert. „Dabei handelt es sich um eine Handschrift, in der Karten nach Vorgaben von Claudius Ptolemaeus gezeichnet wurden, der im 2. Jahrhundert n. Christus gelebt hat“, erläutert Hildegard Finke, Fachreferentin in der Bibliothek, und zeigt eine wunderschön anzuschauende Weltkarte mit tiefblauen Meeresflächen: Im Vordergrund ist Nordafrika mit dem Verlauf des Nils zu erkennen, Europa in sehr detaillierter Darstellung. Der Subkontinent Indien verschwindet jedoch nahezu in der gewaltigen Landmasse Asiens. „Vor dem Hintergrund der damaligen technischen Möglichkeiten ist die wirklichkeitsentsprechende Übereinstimmung der Karten faszinierend und bemerkenswert“, fügt Bilo hinzu.
Am ältesten Buch in der Sammlung der Universitätsbibliothek - es stammt aus dem Jahr 1595 - hat sich der Holzwurm bereits ausgiebig gelabt, winzig kleine Löcher zieren die vergilbten Seiten zwischen dem Ziegenleder-Einband. „Sporen, Keime, Schimmel und Würmer setzen den Büchern im Laufe der Jahrhunderte arg zu“, weiß Bilo. „Auch Mäusefraß ist ein Problem. Es gibt Bücher, die sind komplett angefressen.“ Auch Tinte oder Metallspäne durch dem im 19. Jahrhundert üblichen Holzschliff würden den Büchern zusetzen. Um die Bücher für die Nachwelt zu erhalten, müssen sie mit chemisch-technischem Aufwand behandelt und restauriert werden. So ziehen sich zwar durch das älteste Buch der Bibliothek noch die Spuren des Holzwurms, er selbst ist aber längst verschwunden.
„Who is Who“
Zu den liebsten Schätzen unter den rund 300 bis 400 Raritäten zählen für Albert Bilo neben vielen bunten Kinderbüchern aus den Altbeständen der ehemaligen Pädagogischen Hochschule vor allem die so genannte „Galerie Contemporaine“ aus dem späten 19. Jahrhundert. Das sechsbändige großformatige Werk umfasst Porträtaufnahmen sowie Biografien von bekannten Personen wie Pius IX., Emil Zola, Charles Baudelaire oder Giuseppe Verdi. „Es ist ein ‘Who is Who’ Frankreichs aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts“, schwärmt der Bibliotheksleiter.
Studenten können die Raritäten unter besonderen Vorgaben im Lesesaal einsehen: Sie müssen Handschuhe tragen und Kugelschreiber vom Tisch verbannen.