Werden. .

„Der Stadtteil leidet sowohl unter Fluglärm wie auch unter Lärm durch den Straßenverkehr.“ Elisabeth van Heesch-Orgass, Ratsfrau von Bündnis 90/Die Grünen, drängt auf baldige Abhilfe.

„Es muss etwas geschehen. Wir vermissen für beides vernünftige Messwerte“, sagt sie mit Blick auf die Tatsache, dass es im Essener Süden keine vom Flughafen unabhängige Messstation gibt. Außerdem fehle in Werden dringend ein Verkehrslenkungskonzept, das die neuen Baugebiete berücksichtigt. „Jeder redliche Politiker muss zugeben, dass sowohl für eine großräumige Umgehungsstraße wie auch für eine Untertunnelung der B224 kein Geld da ist.“

Mit Pförtnerampeln
Verkehrsfluss steuern

Klare Worte. Lösungen, meint Parteikollege und Bezirksvertreter Peter Maas, gebe es mehrere. Zum einen das Prinzip Pförtnerampeln. Mit ihrer Hilfe könnte der Verkehrsfluss in den Ort hinein gesteuert werden. „Außerdem ist es nötig, die Bürger zur Nutzung des ÖPNV anzuregen, wozu der Nahverkehr ausgeweitet werden müsste.“

Beide Politiker sind sich einig: Zur nächsten Sitzung der Bezirksvertretung IX, die am Dienstag, 30. August, im Kettwiger Rathaus stattfindet, werde man „aktuelle Werte in Bezug auf Lärm und Feinstaub in der Brückstraße“ von der Verwaltung einfordern. Peter Maas: „Zudem würde ein Fluglärmmesspunkt in Werden Sinn machen. Zum Beispiel am Viehauser Berg.“ Einigkeit besteht darüber hinaus in der Frage, ob die Grüne Harfe mit rund 130 Wohnungen bebaut werden solle. Elisabeth van Heesch-Orgass: „Stellen Sie sich vor, jeden Morgen passierten rund 130 Autos zusätzlich das Nadelöhr um den Ludgerusbrunnen.“ Peter Maas: „Dann bricht der Verkehr völlig zusammen.“ Die Belastung sei schon jetzt so massiv, dass es in Stoßzeiten immer wieder zu Staus komme. „Die Infrastruktur in Werden kann den Verkehr kaum noch fassen“, ist Maas’ Beobachtung. „Wenn man Wohnraum schaffen will, soll man Industriebrachen nutzen.“ Gute Beispiele hierfür böten die Bebauungspläne für das Areal der Scheidtschen Hallen in Kettwig, aber auch der ehemalige Adidas-Hof in Fischlaken. „Wer“, fragt Maas, „will in Heidhausen ein „Manager-Ghetto?“ Vermutlich täten dies nicht einmal die Betroffenen selbst, meint er in Hinblick auf den Plan, auf der Grünen Harfe gehobenen Wohnraum für leitende Thyssen-Krupp-Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen.

Für Elisabeth van Heesch-Orgass ist London als „gleichwertige Metropole neben dem Ruhrgebiet“ mustergültig, was die städtebauliche Umwidmung alter Industrieviertel in modernen, stark nachgefragten Wohnraum betrifft. „Unsere Städteplaner sollten den Trend aufgreifen. So könnten vor allem völlig heruntergekommene Quartiere zu In-Locations umgestaltet werden.“

Im Zusammenhang mit Werdens Attraktivität rücke mit dem Jahr 2011 die Neugestaltung der Gustav-Heinemann-Brücke ins baupolitische Zentrum. Peter Maas erteilt Plänen, die Fahrspuren für Kraftfahrzeuge in die Brückenmitte zu legen, eine Absage. „Das geht nicht, weil die Brücke eigentlich aus zwei Brücken besteht. Der Mittelteil ist deshalb von Pkw nicht befahrbar.“ Stattdessen setzt sich der 39-jährige Werdener und Fraktionsvorsitzender der Bündnisgrünen für einen Fußgängerweg in der Mitte der Brücke ein. „Der Weg soll von grüner Bepflanzung flankiert sein.“ Die Abbiegespur aus Richtung Kettwig in Richtung Laupendahler Landstraße möchte er streichen und „komplett den Fahrradfahrern zur Verfügung stellen“.

Damit der Ruhrradweg künftig durchgängig vom Löwental nach Kettwig beziehungsweise in den Werdener Ortskern hinein benutzt werden könne. „Wenn wir im Zentrum für genügend Fahrradständer sorgen, wird dies sicherlich für eine Belebung sorgen.“ Sorgen wollen die Ratsfrau und der Bezirksvertreter auch für eine Wiederbelebung des Arbeitskreises B224. „Er muss reaktiviert werden. Wir geben uns mit einem Einschlafen dieses Gremiums, in dem Bürger und Politiker gleichermaßen Vorschläge zu einer Verbesserung des Durchgangsverkehrs machen können, keinesfalls zufrieden!“ Peter Maas denkt da durchaus utopisch. „Wäre es nicht großartig, wenn wir aus der unteren Brückstraße eine Fußgängerzone machen könnten? In diesem Falle wäre ich dafür, die Abteistraße dreispurig auszubauen, damit der Verkehr reibungslos fließen kann. Und wer in Werden einkaufen möchte, könnte dies an der Brückstraße in einer geschützten Zone tun.“