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Solch eine Strafanzeige bekommt die Polizei nicht jeden Tag auf den Tisch: Das Tiefbauamt der Stadt meldete gestern den Diebstahl von 1500 laufenden Metern Kupferkabel an der Emscherstraße. Gewicht: mehrere Tonnen. Geschätzter Schaden für die Stadt: rund 50 000 Euro.

Die gestohlenen Kabel bildeten eine der letzten Freileitungen für Straßenbeleuchtung in der Stadt. Fast überall sonst werden die Leuchten am Straßenrand über unterirdisch verlegte Kabel mit Strom versorgt. An der Emscherstraße in Katernberg am Fuß der Schurenbachhalde laufen die Stromkabel dagegen noch oberirdisch an hölzernen Masten.

Diese Masten haben Unbekannte etwa an der Ecke Emscher-/Eickwinkelstraße erklettert und die Stromkabel gekappt. Das Risiko eines Stromschlages sind sie nicht eingegangen, wenn sie tagsüber zugeschlagen haben. Nach Angaben des Tiefbauamtes führen die Leitungen nur Strom, wenn die Straßenbeleuchtung nachts angeschaltet ist. Vermutlich haben die Diebe dann die heruntergefallenen Leitungen auf Kabeltrommeln gerollt und mit einem Lastwagen abtransportiert.

Der Zeitpunkt des Diebstahls ist noch unklar. Nach Angaben des Tiefbauamtes ist er in der Nacht zum Freitag gegen zwei Uhr früh bei einer monatlichen Routinekontrolle entdeckt worden. Beschwerden über einen Ausfall der Beleuchtung hat es nach Angaben der Stadt bis dahin nicht gegeben. Die Polizei sucht Zeugen, die am Donnerstag oder in der Nacht zum Freitag Beobachtungen gemacht oder Fahrzeuge gesehen haben. Hinweise: Tel. 8290.

Seit der Explosion der Weltmarktpreise für Kupfer und andere Buntmetalle (siehe Kasten) werden die Metalldiebstähle immer häufiger. Bisher sind vor allem Bahngleise betroffen, weil dort Metall in großen Mengen abzugreifen ist. So haben Beamte der Bundespolizei im Frühjahr drei Männer aus Essen und Gelsenkirchen an der S-Bahnlinie 2 auf frischer Tat ertappt, als sie 60 Meter Kupferkabel abgetrennt und aufgerollt hatten.

Ein Prozess vor dem Landgericht Dortmund hat den Beleg erbracht, dass die Kupferdiebe bestens organisiert vorgehen. Ein Jahr lang hatten Fahnder der Bundespolizei gegen eine deutsch-türkische Tätergruppe ermittelt, der die Beamten schließlich den Diebstahl von 30 Tonnen Buntmetallen nachweisen konnten. Vier Haupttäter sind wegen „banden- und gewerbsmäßigen Diebstahls von Buntmetallen“ zu Haftstrafen von zweieinhalb bis viereinhalb Jahren Haft verurteilt worden.