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Der Ausbildungskonsens der regionalen IHK rät guten Schulabgängern zur Lehrstelle. Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz seien derzeit gut, während die Berufskollegs mit Überfüllung zu kämpfen haben.

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Von DerWesten

Einen dringenden Appell an Schulabgänger und Eltern formuliert der Ausbildungskonsens der IHK-Region Mülheim, Essen, Oberhausen (MEO): Anstatt nach der Schule den Weg in den Beruf über eine weiterbildende Einrichtung, etwa das Berufskolleg, zu gehen, sollen sich diejenigen mit guten Abschlüssen sofort um eine Lehrstelle kümmern. Die Chancen, eine Ausbildungsstelle zu finden, seien derzeit ausgesprochen gut.

Immer mehr Jugendliche suchen - trotz guten Abschlusses - nach der allgemeinbildende Schule ihr Heil darin, einen höheren Abschluss am Berufskolleg zu erlangen. Das endet in vielen Fällen mit einem schlechteren Ergebnis. Ein Drittel der Schüler schafft das Klassenziel der Fachoberschule oder des beruflichen Gymnasiums nicht. „Das ist eine Entwicklung, die uns große Sorgen bereitet“, erklärt Dr. Gerald Püchel, Hauptgeschäftsführer der IHK Essen.

Zwischen handwerklicher und kaufmännischer Ausbildung unterscheiden

„Man muss zwischen handwerklichen und kaufmännischen Ausbildungszweigen unterscheiden“, ergänzt Norbert Wintjes. Der Leiter des Berufskollegs Ost zählt an seiner Einrichtung rund 350 Schüler, die in Vollzeit einen Abschluss nachholen. Während das Berufskolleg für kaufmännische Berufe, die ein gutes Abitur oder eine gute Fachhochschulreife verlangen, eine Qualifizierungsoption ist, stellt sich die Situation im Handwerk anders dar. „Uns gehen Nachwuchskräfte verloren, die mit einem guten Hauptschul- oder Realschulabschluss sofort fündig würden“, weiß Ulrich Meier, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft.

Bis zum 1. Februar eines Jahres können sich Jugendliche parallel zur Lehrstellensuche an einem Berufskolleg anmelden und wähnen sich in Sicherheit. „Ein Trugschluss“, betonen die Verantwortlichen. „Die Berufskollegs laufen voll und den Unternehmen fehlen gute Bewerber“, klagt Püchel. „Man vergibt sich nichts mit zahlreichen Bewerbungsversuchen“, so Ulrich Meier. Bis zum 30. September werde nach der Kolleganmeldung nicht mehr nach einer Ausbildung Ausschau gehalten.

„Die Jugendlichen müssen an die Hand genommen werden“

In den vergangenen Jahren haben die Experten der IHK diese Entwicklung beobachtet. Nun aber hätten sich die Chancen auf dem Ausbildungsmarkt verbessert, jedoch das Verhalten der Abgänger nicht. Einerseits machen sie eine Entscheidungsscheu bei der Berufswahl, mangelnde und zu späte Beschäftigung mit dieser Frage und zu wenig schulische Betreuung verantwortlich, andererseits kritisieren sie den frühen Anmeldetermin für die Berufskollegs, den das Landesbildungsministerium nicht ändern möchte.

„Die Jugendlichen müssen an die Hand genommen werden“, unterstreicht Uwe Metscher, Leiter eines Mülheimer Berufskollegs. Die Eltern hätten eine wichtige Funktion, sie sollten ihren Kindern engagiert zur Seite stehen. Ferner seien volljährige Bewerber eher im Interesse der Unternehmen. „Es gibt mehr als die zehn nachgefragtesten Berufe bei der IHK, das müssen wir den Jugendlichen deutlich machen“, findet Dieter Hillebrand vom Deutschen Gewerkschaftsbund.