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Die aktuelle Diskussion um sexuellen und körperlichen Missbrauch von Kindern durch Vertreter der katholischen Kirche hat die Zahl der Kirchenaustritte im Bistum Essen deutlich nach oben schnellen lassen: Im März unterschrieben 749 Kirchenmitglieder ihre Austrittserklärung.

„Der starke Anstieg lässt sich nur mit der Missbrauch-Debatte erklären“, sagte Bistums-Sprecher Ulrich Lota. Wer aus der Kirche austrete, habe sich allerdings schon seit längerem von der Institution entfernt und sich Schritt für Schritt von ihr gelöst.

Betrachtet man das gesamte Quartal 2010 ist die Zahl der Kirchenaustritte im Bistum noch nicht höher als in den ersten drei Monaten 2009. Damals zählte das Bistum Essen allerdings einen hohen Anstieg der Zahl auf 1361. „Da hat sich die Wirtschaftskrise bemerkbar gemacht; viele sind ausgetreten, um Kirchensteuer zu sparen“, meint Lota.

Um die Krise der Kirche zu überwinden, sieht Essens Bischof Franz-Josef Overbeck als dringlichste Maßnahme, wieder Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Seine Ziel dabei: Mit allen schlimmen Fällen möglichst offen, sachlich und transparent umgehen. Wer sich Verfehlungen zu Schulden kommen ließ, soll aus dem Amt entfernt werden. Overbeck sei hier „gnadenlos konsequent“, heißt es.

Der Bischof genießt dabei Rückendeckung von Papst Benedikt, der drastisch von „Unkraut gerade auch mitten in der Kirche“ sprach.

Bistums-Mitarbeiter jedenfalls werden mittlerweile von Bürgern auf offener Straße besorgt über Missbrauchs-Geschehen und die Krise der Kirche angesprochen. „Die Vorfälle treiben derzeit viele Christen um“, meint Lota.

Das Bistum will nun in einem Arbeitskreis überlegen, wie man mit ausgetretenen oder Austritt-bereiten Christen umgeht - und diese wieder für sich gewinnt.