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Der beliebte „Ferienspatz“, das Sommerprogramm der Stadt Essen, wird umgekrempelt. Das Jugendamt will die Organisation privaten Veranstaltern übertragen. Und: Der Ferienpass kostet künftig auch Arbeitslose, Behinderte und Arme Geld.

Mittlerweile seit über 38 Jahren organisiert die Stadt Essen in den Sommerferien mit dem „Ferienspatz“ Spiele, Freizeitvergnügungen und Betreuungen für Kinder und Jugendliche, die mit ihren Eltern nicht in den Urlaub fahren können. Jetzt soll diese Sechs-Wochen-Aktion neu gestaltet werden: Das Jugendamt soll keine Veranstaltungen mehr selbst organisieren, sondern nur private Veranstalter koordinieren; für den Ferienpass mit kostenlosen oder vergünstigten Eintritten sollen künftig auch arme Familien zahlen müssen - und der „Ferienspatz“ soll auch auf die Oster- und Herbstferien ausgedehnt werden. Denn zunehmend buchen Familien die städtisch koordinierten Ferienangebote nicht als Urlaubsersatz, sondern als verlässliche Betreuung, damit Vater und Mutter berufstätig sein können.

Keine Subventionen

Diese Reformpunkte sieht eine Vorlage von Oberbürgermeister Reinhard Paß an den Rat vor, die jetzt politisch diskutiert wird. Eine Sparmaßnahme soll die Neuerung des „Ferienspatzes“ danach angeblich nicht sein: Die jährlichen Einnahmen aus dem Verkauf des „Ferienpasses“ von 21.000 Euro sollen gleich hoch bleiben. Die geplanten Änderungen im Detail:

Ferienpass-Kosten: Mit dem Pass können Familien in den Sommerferien kostenlos in die Gruga, verbilligt in die Schwimmbäder und erhalten Vergünstigungen bei über 50 Veranstaltern. Dieser Pass soll statt bisher 9 Euro für Erwachsene und 3,50 Euro für Kinder nur noch 2 Euro für Erwachsene und 1 Euro für Kinder kosten. Dafür gibt es künftig für keinen Bürger den Ferienpass mehr kostenlos: Auch alle Senioren, Schwerbehinderte, Hartz-IV-Empfänger, Asylbewerber oder Sozialgeldempfänger müssen künftig für diese Rabattkarte zahlen. „Dafür fällt der bürokratische Aufwand zum Nachweis der Anspruchsvoraussetzung weg“, sieht die Verwaltung den größten Vorteil der neuen Kostenregelung für alle. Das spare nicht nur Personal, sondern den Arbeitslosen auch unnötige Laufwege zu den Ämtern. 2009 hatten 15 433 Bürger einen Ferienpass erworben.

Ausweitung: Nach Angaben der Stadt ist die Nachfrage der Eltern nach Angeboten auch in den Oster- und Herbstferien stark angestiegen. Deshalb soll nun das Jugendamt erstmals für die Herbstferien 2010 eine Übersicht über alle vorhandenen Ferienangebote in Essen als Heft herausgeben.

Neue Rolle des Jugendamtes: Bisher hat das Jugendamt viele Ferienangebote selbst durchgeführt. Künftig sollen diese schrittweise an externe Anbieter abgegeben werden. Das Jugendamt soll nur noch Koordinator sein. Heftig debattiert werden dürfte, ob damit die Preise für Ferienangebote nicht drastisch steigen werden: Denn Privatanbieter verlangen in der Regel mehr als das städtische Jugendamt.