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Wie gut der Spagat zwischen Wissenschaft und Wickeltisch funktionieren kann, zeigt das Beispiel von Jantje Richthof-Sikora. Die Mutter von drei Kindern zog rigoros in acht Semestern ihr BWL-Studium durch. Kind Nummer vier kommt in einem Monat
Schwanger während des Studiums - Grund zum Verzweifeln? „Überhaupt nicht“, sagt Jantje Richthof-Sikora, die Mutter von Johanna (6), Jonathan (4) und Luisa (20 Monate). Rigoros hat die 32-Jährige in acht Semestern ihr BWL-Studium durchgezogen.
Fest steht, Studenten müssen mit gutem Organisationstalent gesegnet sein, damit die schwierige Gratwanderung zwischen Studium und Erziehung des eigenen Nachwuchs gelingt. „Mit meinen Gedanken war ich immer zweigleisig unterwegs“, sagt Richthof-Sikora, die ihre Diplomarbeit schrieb, als ihre Tochter Johanna noch ein Säugling war. Um Wissenschaft und Wickeltisch unter einen Hut zu bringen, sei Disziplin gefragt. „Trotzdem lässt sich der Tagesablauf nie restlos planen. Jeder grippale Effekt bei den Kindern macht den mühsam erstellten Masterplan zunichte“, weiß die Mutter aus Erfahrung.
Vier Prozent mit Kind
Eine Studierendenbefragung der Universität Duisburg-Essen (UDE) ergab im vergangenen Jahr, dass vier Prozent der UDE-Studenten ein Kind haben oder demnächst eines erwarten. Damit liegt die Hochschule knapp unter dem Bundesdurchschnitt: Im gleichen Jahr ergab die Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks, dass fünf Prozent aller Studenten eigenen Nachwuchs haben.
„Ich wollte schon immer früh viele Kinder haben“, sagt Richthof-Sikora. Doch an der Uni führte dies zuweilen zu Schwierigkeiten: „Manche Professoren hatten junge Mütter besonders auf dem Kieker“, sagt Richthof-Sikora. Schuld seien antiquierte Denkmuster: Wenn jemand früh Kinder bekomme, werde er letztlich am Herd landen und nicht in der Wirtschaft, belege also einen Platz, den jemand, der „ernsthaft studiert“, eher gebrauchen könnte.
„Ich würde alles noch einmal genau so machen“
Ihr Mann, ein Informatiker, der gerade an seiner Promotion arbeitet, teile ihren Familiensinn. Mit 25 haben sie geheiratet, kurz darauf, sie war gerade im Hauptstudium, kam das erste Kind - geplant und gewollt. Richthof-Sikora machte Babypause, ließ sich für ein Semester beurlauben. Es begann die Suche nach einem Kita-Platz. Bei den „Brückenspatzen“ auf dem Campus der UDE wurde sie fündig.
Nach sieben Monaten Wartezeit bekam sie einen Betreuungsplatz, schneller als erwartet. Danach startete sie gleich wieder durch: „Tagsüber war ich Mutter, in der Nacht hab’ ich studiert“, blickt sie zurück. Referate, Hausarbeiten, Lernen - der Schlaf blieb stellenweise auf der Strecke. „Ob man das meistert, ist auch eine Typfrage. Ich bin ein sehr gradliniger Mensch, eine Lücke im Lebenslauf wollte ich nicht“, sagt Richthof-Sikora. „Ich würde also alles noch einmal genau so machen, wenn ich die Uhr um ein paar Jahre zurückdrehen könnte.“
Alles? „Fast alles. Im Nachhinein hätte ich mir vielleicht gewünscht, dass ich den Berufseinstieg vor der ersten Schwangerschaft hinter mir gehabt hätte“, sagt die studierte Betriebswirtin, denn bei Bewerbungen erlebe sie häufig, dass Frauen mit Nachwuchs in der Wirtschaft nicht gerade erste Wahl seien.
Richthof-Sikora lässt sich nicht beirren: In einem Monat kommt Kind Nummer Vier.