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Für drei Millionen Euro darf der Regen seinen natürlichen Weg gehen - am Berthold-Beitz-Boulevard wurde eine Regenwasser-Auffang- und Abfließanlage in Betrieb genommen. Statt das Wasser in Kläranlagen zu leiten, wird der Regen aufgefangen und natürlich durch die Landschaft geleitet.

Wenn doch alles so gut klappen würde: Oberbürgermeister Reinhard Paß steht vor einer Springbrunnen-ähnlichen Anlage ohne Wasser am Berthold-Beitz-Boulevard, hinter ihm der jüngst angelegte Krupp-Park, vor ihm der Blick auf das neue Thyssen-Krupp-Zentralgebäude Q1; Paß schwenkt eifrig eine orangene Fahne mit weißen Streifen; die Arbeiter arbeiten und nach einigen Brummtönen sprudelt das vom Dach der Hauptquartier-Gebäude und vom Krupp-Park aufgefangene Regenwasser bis zu 520 Liter die Sekunde aus der Anlage. Es läuft in ein kurvenreiches 240 Meter langes Bachbett strömungsstark gen neuen Krupp-See - und in den Mühlenbach. Überlaufen kann das Bachbett nicht - die Ingenieure bauten Drosselungseinrichtungen bei zu viel Regenwasser ein.

Das insgesamt drei Millionen Euro teure Vorzeigeprojekt steht für eine Kehrtwende der Entwässerung von Oberflächen: Statt Regenwasser möglichst schnell in Kanäle abfließen und das eigentlich saubere Nass teuer in Kläranlagen zu leiten, wird der Regen nun aufgefangen und möglichst natürlich durch die Landschaft geleitet. Das sieht schön aus, ist gut für die Umwelt, erneuert das Grundwasser und spart auch noch Thyssen-Krupp und Anliegern Abwassergebühren.

„Lebensqualität ist verbessert worden“

„Ein Vorteil für alle Beteiligten“, sagt Emschergenossenschafts-Chef Jochen Stemplewski. Denn die Wasserfachleute können nun billigere kleine Kanalröhren verwenden. Zwei Hektar, rund 190 000 Quadratmeter Boden- und Dachfläche werden durch das Projekt vom Kanalnetz abgekoppelt.

„Was war das hier vor wenigen für eine Industriebrache mit alten Fabrikanlagen, Gleisen und Stromspannungsleitungen“, kann Martin Grimm, Vorstandschef der Thyssen Krupp Real Estate und quasi Bauleiter des gesamten Hauptquartiers, sich noch immer über den erstaunlichen Wandel der Brache in eine Grünfläche freuen. „Die Lebensqualität in unserer Stadt ist hiermit verbessert worden“, sagt Paß.

Auch das Regenwasser von den Dächern des neuen Fachmarktzentrums an der Haedenkampstraße soll vom Kanalnetz abgekoppelt und in den Park geleitet werden.