Essen. .

Die SPD verliert in Essen knapp zwei Prozentpunkte mehr als in NRW gesamt. Ein „Traumergebnis“ wie es SPD-Chef Dieter Hilser formulierte, kann ein Verlust von 4,3 Prozent kaum sein. Die SPD wird nun zu einer Offensive ansetzen, um die Grünen im Rat an ihre Seite zu ziehen.

Die Schlacht ist geschlagen, und das Ergebnis der Landtagswahl in Essen deckt sich im Großen und Ganzen mit dem Gesamtresultat - mit ein paar kleinen Ausreißern. Die CDU verliert desaströs, aber sie kann den äußerst schwachen Trost verbuchen, etwas besser als im Landesdurchschnitt zu liegen. Die SPD hingegen verliert in Essen knapp zwei Prozentpunkte mehr als in NRW gesamt. Das ist dank der neuen Machtsperspektive im Land gewiss zu verschmerzen. Ein „Traumergebnis“ wie es SPD-Chef Dieter Hilser im ersten Rausch formulierte, kann ein Verlust von 4,3 Prozent aber wohl kaum sein. Eine solche Wortwahl zeigt aber, wie bescheiden jene Partei geworden ist, die in Essen mal das Abonnement für die Dauer-Mehrheit besaß.

Der SPD sitzt hier noch mehr als anderswo die Linke im Nacken. Nicht überraschend: Im Norden, wo besonders viele soziale Schwache leben, gibt es auch viele, die die Linken als ihre Schutzheiligen begreifen - eine kurzsichtige Sichtweise. Das gilt, obwohl die Linke sich im Rat der Stadt als durchaus pragmatische Kraft erwiesen hat, mit der man reden kann. Leider ist das auf Landesebene gänzlich anders.

Persönlicher Erfolg Manfred Kuhmichels

Bärenstark wie überall schnitten die Essener Grünen ab. Die Leistungen in der Essener Kommunalpolitik spielen da vielleicht eine Rolle. Die FDP hingegen ist nach dem Höhenflug bei der Bundestagswahl wieder bei jenen fünf bis sechs Prozent angekommen, die in Essen als normal durchgehen.

Spannend bis zum letzten Wahllokal: der Südwahlkreis. Dass Manfred Kuhmichel noch einmal knapp die Nase vorn hatte, darf der CDU-Routinier sich angesichts des Absturzes seiner Partei als persönlichen Erfolg zugute halten.

Die Essener SPD wird nun zu einer neuen Offensive ansetzen, um die Grünen auch im Rat an ihre Seite zu ziehen. Die Chancen dafür stehen nach dieser Landtagswahl mit ihren rot-grünen Perspektiven mittelfristig nicht schlecht. Die aus dem Ruder gelaufenen Verhandlungen nach der Kommunalwahl haben jedoch bleibende Wunden geschlagen. Wenn die SPD den neuen Schwung klug nutzt, mag die Tatsache irgendwann übertünscht werden, dass zwischen den entscheidenden Personen die Chemie nach wie vor nicht stimmt.

Hilfe vom Land? Kaum

Hie und da ist der Eindruck erweckt worden, eine neue Landesregierung werde die Finanzprobleme der Kommunen beherzter anpacken und helfen. Tatsache ist: Nach der NRW-Wahl droht bundesweit ein Sparprogramm rekordähnlichen Ausmaßes, um die auf allen Ebenen zerrütteten Staatsfinanzen wieder ins Lot zu bringen. Es war das einzig Richtige, dass Essen angefangen hat, seine Probleme durch Sparpolitik selbst zu lösen. Auf das Land zu hoffen, wäre geradezu kindisch - egal wer am Ruder sitzt.