Essen. .

Rund drei Jahre dauert nun schon die Hängepartie um den umstrittenen Kreisgeschäftsführer Michael Th. Roy, dem eine Mitgliederversammlung Ende 2009 zum zweiten Mal das Misstrauen aussprach. Doch die Bemühungen um einen Vergleich stagnieren.

Henri Dunant, der Gründer des Roten Kreuzes wurde heute vor 182 Jahren geboren, weshalb der 8. Mai weltweit als Rotkreuztag gefeiert wird. Allerdings ist dem von inneren Querelen schwer gebeutelten Essener Kreisverband derzeit nicht nach feiern zumute. Rund drei Jahre dauert nun schon die Hängepartie um den umstrittenen Kreisgeschäftsführer Michael Th. Roy, dem eine Mitgliederversammlung Ende 2009 zum zweiten Mal das Misstrauen aussprach, verbunden mit den Auftrag an den Vorstand, ihn zu entlassen. Doch Bemühungen um einen Vergleich stagnieren.

Als Grund gelten Abfindungsforderungen Roys, die sich auf bis zu 400.000 Euro belaufen sollen. DRK-Justiziarin Stephanie Linten mochte diese Summe nicht bestätigten, erklärte aber gegenüber der WAZ, es gehe in der Tat „um eine Menge Holz“, um eine Summe, „die man nach Innen und Außen schwer vermitteln kann“. Der rechtlich selbstständige Essener DRK-Verband fürchtet nicht nur um seinen Ruf, „wir haben auch schlicht nicht das Geld“, sagt Vorstandschef Alfred Franzen. Kredite müssten aufgenommen werden, um Roy auszuzahlen - für eine Wohltätigkeitsorganisation keine schöne Perspektive. Selbst das böse Wort von der „drohenden Insolvenz“ macht die Runde.

„Kultur des Misstrauen“

Warum sah man sich zu einem so drastischen und dank des deutschen Kündigungsrechts riskanten Trennungs-Schritt gezwungen? Offen will sich dazu niemand äußern, auch Roy nicht, der es gestern auf Anfrage bei einem schlichten „Es gibt nichts Neues“ beließ. Inoffiziell heißt es, Roy sei menschlich extrem schwierig, habe eine „Kultur des Misstrauen“ beim Roten Kreuz etabliert und unzählige haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter mit autoritären Allüren vergrätzt. Wer den Rüttenscheider SPD-Mann und Bezirksbürgermeister und seine auch politisch robuste Art kennt, kann sich vorstellen, dass solche Vorwürfe nicht gerade frei erfunden sind - um das Mindeste zu sagen.

Roy selbst hat offenbar keine Eile, mit seinem Arbeitgeber ins Benehmen zu kommen und kann - so heißt es - für eine Trennung sowieso keinen sachlichen Grund erkennen. Der DRK-Vorstand sieht das weiterhin anders. „Das Vertrauensverhältnis ist zerstört“, sagt Rechtsanwältin Linten. Kompliziert wird die Sache dadurch, dass im speziellen Fall auch der DRK-Landesverband einer Entlassung zustimmen müsste. Darüber hinaus ist man beim DRK wohl unsicher, ob ein Arbeitsgerichtsprozess den gewünschten Erfolg bringt: Roy loszuwerden, ohne die Kasse im Übermaß zu strapazieren.

Wie auch immer: Nicht nur die auffallend vielen Vorstandswechsel der letzten Zeit zeigten, dass ein derart zäher Kleinkrieg einen Verband existenziell belasten kann - mag sein Gründungsmythos noch so edelmütig sein.