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Für die gleiche Arbeit erhalten Klinik-Mitarbeiter der eigenen Leihagentur PSG deutlich weniger Geld. Sie alle sind angestellt zum niedrigen Tarifvertrag für Leiharbeiter. Nun greift sogar ein offizieller Landesschlichter, Bernhard Pollmeyer, in den Konflikt am Essener Uni-Klinikum ein.

„Bei uns hier ist das jeden Tag ein Thema“, erzählt ein Betroffener. „Das ist einfach ungerecht: Wir machen die gleiche Arbeit wie die Kollegen, ich habe aber 400 Euro netto im Monat weniger.“ Um den Verlust auszugleichen, arbeite man halt mehr: An Sonn- und Feiertagen, am Abend und in der Nacht. Trotzdem habe man auch noch weniger Urlaubstage als die Kollegen: Statt 30 Arbeitstage nur 27 Werktage, gerechnet inklusive Samstag. Das schlaucht.

Seit fünf Jahren beschäftigt das Essener Universitätsklinikum zunehmend mehr und mehr Mitarbeiter in einer eigenen Leiharbeitsagentur PSG, einer hundertprozentigen Tochter des Klinikums: Rund 260 sind es derzeit, von Krankenfahrern, Klinikhelfern, Handwerkern, Verwaltungsmitarbeitern bis hin zu Sterilisationsassistenten, angestellt zum niedrigen Tarifvertrag für Leiharbeiter. Und flugs hat dann ein lediger Assistent im mittleren Alter nach Angaben des Personalrats nur 1000 Euro netto statt 1400 Euro. Und kein Urlaubs- und Weihnachtsgeld mehr, keine öffentliche Altersversorgung extra.

Plötzlich mehrere tausend Euro weniger im Jahr

Von 3000 nicht-ärztlichen Fachkräften arbeiten bereits fast 10 Prozent bei der PSG. Personalratschefin Alexandra Willer befürchtet, dass das Uniklinikum nach und nach nahezu die gesamte Klinik-Belegschaft zu Billiglöhnen beschäftigen will, dass jede frei werdende Stelle in der Regel nur noch zum niedrigen Leiharbeitstarif besetzt wird.

Manchmal trifft es sogar die selbe Person: Zunächst mit einem zweijährigen echten Klinik-Zeitvertrag ausgestattet, wurde ihm dann nach Ablauf nur noch ein Vertrag der Leiharbeitsfirma angeboten: Der gleiche Job brachte plötzlich mehrere tausend Euro weniger im Jahr ein.

Die Leitung des Uniklinikum begründet die Beschäftigung über die PSG mit den Kostenvorteilen, aber auch damit, dass nur so arbeitslosen Menschen eine Chance auf einen Job geboten werden könne. Dagegen sieht Verdi-Fachbereichsleiterin Sylvia Bühler hier „Tarifflucht und Missbrauch von Leiharbeit“.

Gefahr einer Abwärtsspirale in allen Kliniken

Diesen Vorwurf konnte die Klinikleitung auch nach einem über einstündigen Gespräch bei NRW-DGB-Chef Guntram Schneider, derzeit unterwegs als Arbeits- und Gesundheitsministerkandidat im Falle eines SPD-Sieges bei der Landtagswahl, nicht zerstreuen. „Mit Leiharbeit sollen nur Auftragsspitzen ausgeglichen werden, aber hier wird Stammbelegschaft Schritt für Schritt ersetzt. Das ist für ein solches Unternehmen, eine Anstalt öffentlichen Rechts, nicht legitim“, sagte Schneider. Er sieht die Gefahr einer Abwärtsspirale in allen Kliniken, wenn ein öffentliches Haus so vorangehe.

Nun greift sogar ein offizieller Landesschlichter, Bernhard Pollmeyer, in den Konflikt ein: Am Montag gab es die erste Sitzung. Doch die Fronten bleiben verhärtet.