Altenessen/Karnap. .

Das Kunstprojekt „Between the waters“ zeigt die zwei Gesichter des Rhein-Herne-Kanals. Dabei werden die Besucher mit einbezogen - und können sogar eine schwebende Toilette benutzen. Damit soll die Verbindung zwischen Emscher und Rhein-Herne-Kanal aufgezeigt werden.

Wer dieser Tage einen Spaziergang auf der Emscherinsel macht, der wandelt zwischen zwei Gegensätzen. Auf der einen Seite sitzen die Angler am Rhein-Herne-Kanal, auf der anderen fließt nach wie vor die Emscher als eine offene Kloake vor sich hin. Genau diesen Gegensatz in seiner räumlichen Nähe haben nun die slowenische Künstlerin Marjetica Potrc und die Architektin Eva Pfannes von Ooze Architects in einem groß angelegten Kunstprojekt unter dem Titel „Between the waters“ (zwischen den Gewässern) thematisiert.

Seit einer knappen Woche steht der rote Baukran auf der Emscherinsel in der Nähe der Bundesstraße 224 und setzt nun die großen Stahlträger an den Ort ihrer Bestimmung. Es ist eine der schmalsten Stellen der Emscherinsel, an der im Grunde eine kleine, natürliche Kläranlage entstehen soll. Das Schmutzwasser der Emscher wird dabei über oberirdische Rohre in einen Container mit Schotter und Sand gepumpt, wo sich die festen Schmutzpartikel am Boden absetzen. Außerdem bilden sich Bakterien an den Pflanzen im Container, die das Wasser weiter und sozusagen auf natürliche Weise bereinigen.

Mannigfaltige Verbindung zwischen Emscher und Rhein-Herne-Kanal

Die nächste Station des Wassers bildet ein Regenauffangbecken, gefolgt von kissenförmigen Wasserspeichern. Das über die Rohre geleitete Emscherwasser hat schließlich sein Ziel erreicht, wenn es an der Trinkwasserplattform angekommen ist, die oberhalb des Rhein-Herne-Kanals am Ufer befestigt ist.

Die Künstler wollen mit ihrem Projekt so auf die mannigfaltigen Verbindungen zwischen Emscher und Rhein-Herne-Kanal hinweisen, wie etwa die Transformation vom Schmutz- zum Brauchwasser.

Der Clou dabei: Die Besucher werden direkt mit ins Geschehen einbezogen. Oberhalb der Emscher wird geradezu schwebend eine Toilette installiert sein, die die Besucher nutzen können und deren Abflüsse selbstverständlich mit in die Kläranlage eingehen. Zudem wird es einen Nutzgarten mit einer Fläche von circa 180 Quadratmeter geben, der mit dem geklärten Emscherwasser bewässert wird. Interessierte Bürger werden hier noch gesucht, die Lust und Zeit haben, diesen außergewöhnlichen Schrebergarten einmal eine Saison lang zu hegen und pflegen (siehe Info). Architektin Pfannes erklärt, dass die Bürger auf diese Weise hautnah „mitmachen und den ganzen Kreislauf des Wassers verstehen können.“

Ausstellungsareal durchgehend geöffnet

In einem allgemeineren Rahmen zeige das Projekt „die Kraft der Natur, sich selber wieder herzustellen“, so Pfannes. Und es sei auch ein erster Schritt, „den Menschen diesen verlorenen Raum wiederzugeben“, sagt Patricia Bender von der Emscherkunst 2010. Schließlich sind Teile der Emscherinsel bis heute nicht zugänglich und das Emscherufer ist aufgrund des Abwassers mit einem Zaun abgesperrt. Während des Projektes soll das Ausstellungsareal dagegen durchgehend geöffnet sein.

Langfristig soll die Emscher im Jahre 2020 wieder frei von Abwasser sein. Bis dahin soll der unterirdische Abwasserkanal, der derzeit nur bis Dortmund-Deusen reicht, bis zur Rheinmündung in Dinslaken ausgebaut sein und den Fluss entlasten. Dann fließt die Emscher nach langer Odyssee hoffentlich wieder so schön wie vor mehr als 100 Jahren.