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Auf der „weißen Seite“ der Kokerei Zollverein soll ein Gewerbegebiet entstehen. Einen entsprechenden Bebauungsplan sollen die Kommunalpolitiker im zweiten Anlauf im Herbst absegnen.

Das Vorhaben hat eindeutig etwas von der Quadratur des Kreises. Auf dem Kokereigelände sollen nicht nur Handwerk, Produktion und Dienstleister angesiedelt, sondern gleichzeitig „die kulturelle und toristische Nutzung weiter ausgebaut werden“. Und über allem steht der knifflige Status des Weltkulturerbes.Wie schwierig es ist, viele widerstrebende Interessen auf Zollverein unter einem Hut zu versammeln, haben die Stadtplaner im seit drei Jahren laufenden Verfahren erlebt. Schon die Frage der Zufahrten hat heftigen Zoff ausgelöst. Die Planung sei deshalb schon „mehrfach geändert worden“, sagt Andreas Müller, Chef der städtischen Bauleitplanung.

Anwohner der neuen Wohnsiedlung am Großwesterkamp etwa haben bittere Klage darüber geführt, dass der Verkehr über Tor 1 vor ihrer Nase abgewickelt werden soll. Jetzt will die Verwaltung den Verkehr aufs Kokereigelände vor allem über die Tore 2 (Hugenkamp) und 3 (Arendahls Wiese) führen. Tor 1 wird nach der jüngsten Planung nur noch „eingeschränkt geöffnet“. Müller räumt „Unstimmigkeiten“ bei der Berechnung der erwarteten Verkehrsströme ein.

Der Teufel kann im Detail liegen

Keinerlei Unstimmigkeiten soll es dagegen über die Gestaltungsmöglichkeiten für Investoren auf dem Weltkulturerbe geben. Krach mit der Unesco beim Fiasko um die Dresdner Waldschlösschenbrücke oder beim Kölner Hochhausbau neben dem Dom wollen die Planer unbedingt vermeiden. Ihr Problem: „Auf den Welterbe-Status gibt es weder einen Rechtsanspruch, noch lässt sich dieser Status in einer Satzung festschreiben“, sagt Müller. Deshalb ist ein „Gestaltungshandbuch“ ebenso Bestandteil der Planung wie die Einsetzung eines Beratergremiums.

Jeder, der sich für eines der Grundstücke in den vier neu entwickelten Quartieren auf dem Kokereigelände interessiert, muss an diesem Gremium vorbei, bevor er ein Grundstück erwerben darf. Die Berater aus Stadt, Stiftung Zollverein und Denkmalschutz informieren über „eindeutige Gestaltungsregeln für den Denkmalbestand“ und über Vorgaben für Neubauten.

Dabei kann der Teufel im Detail liegen. Die Veranstaltungsplaner von Kalle Krause, die im umgebauten Schalthaus sitzen, wollten sich durch einen Zaun vor Sprit- und Fahrraddieben schützen - abgelehnt. Nach zähen Verhandlungen sagt Andreas Müller dazu: „Ein Kompromiss liegt in der Luft.“