Essen..
Beim Rundgang von Architekturfachleuten durch den Essener Bahnhof überwog die Kritik. Das Wahrzeichen sei ein Dollarzeichen, es gebe keine Plätze zum Verweilen. „Die Essener hätten einen schöneren Bahnhof verdient“, sagte Stefan Hilterhaus, Geschäftsführer von PACT Zollverein.
Die Ansage von Stefan Hilterhaus, Geschäftsführer von PACT Zollverein, war deutlich: „Für alle, die den alten Hauptbahnhof nicht kannten: Der neue Bahnhof ist ein Segen!“ Damit waren allerdings die positiven Botschaften beim einstündigen Rundgang von Architekturfachleuten am Wochenende auch schon erschöpft, scharfe Kritik an der Baukultur überwog.
„Nur Dollarzeichen“
Insgesamt 350 Teilnehmer, meist Landschaftsarchitekten, Ingenieure, Regionalplaner und Denkmalpfleger, nahmen am zweitägigen internationalen Konvent der Bundesstiftung Baukultur im Tanzzentrum PACT teil. Bei „dialogischen Führungen“, wie die am Samstag durch den Essener Hauptbahnhof, kamen die Experten dann tatsächlich in Kontakt mit dem öffentlichen Raum, prüften die Wohlfühl -Atmosphäre von Architektur.
Am für 60 Millionen Euro umgebauten Hauptbahnhof suchten aber Stefan Hilterhaus und Planungsdezernent Hans-Jürgen Best unter Moderation von WAZ-Redakteur Martin Spletter die Aufenthaltsqualität vergeblich.
Aus Perspektive der Nutzer ließ Hilterhaus vor 150 Zuhörern kein gutes Haar an dem, was eigentlich ein Wahrzeichen für Essen, ein attraktives Tor zur Stadt, hätte werden können: „Die Wegeführung hat nur eines im Sinn: schnell durchschleusen. Wenn ich mich hier bewege, will ich nur schnell durch und weg, so werde ich geführt. Keine Torfunktion, kein markantes Gesicht, keine Plätze, die zum Verweilen einladen. Das Wahrzeichen ist hier das Dollarzeichen“, so die Kritik des vielreisenden Geschäftsführers.
Best lobte zwar noch die Sinnhaftigkeit, das Ticket verkaufende Reisezentrum außerhalb des Gebäudes an der Südseite zu platzieren, wo zwei Drittel der täglich 150 000 Nutzer des Bahnhofs durchkommen. Sagte dann aber: „Die Essener hätten einen schöneren Bahnhof verdient gehabt. Aber es gab nur wenig Einflusschancen durch die Stadt.“ Schließlich sei die Bahn Bauherr gewesen. „Klar wäre eine schöne Glaskuppel wünschenswert gewesen. Die Bahn wollte beim Bau sparen und ansonsten Mieteinnahmen erzielen. Genauso ist der Bahnhof auch geworden.“
Handelshof-Café
Die Hoffnung der Stadt ruht nun auf der Umgestaltung des Bahnhofsumfeldes, die in den Händen der Architekten Wolf und Partner liegt. Die Pläne sehen auch vor, dass vor dem Handelshof ein Café entsteht, in dem man draußen sitzen und auf den Bahnhof schauen kann. „Zumindest vor dem Hauptbahnhof ist es dann richtig schön“, meint Best.
Die Bahn war zum Architektur-Rundgang übrigens eingeladen - blieb dem aber lieber fern.