Essen.

Die beiden letzten ungewöhnlich harten Winter führen nach Berechnung von Mietervereinen, Heizablesefirmen und Hauseigentümern zu drastischen Nachzahlungen für Essener Mieter von mehreren hundert Euro alleine für die Heizung der Wohnung.

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Die meisten Wohnungsmieter erhalten die Jahresabrechnung 2009 zwar erst in den nächsten Monaten, wie etwa die Kunden der Allbau; die ersten Betroffenen von Vermietern, die schnell das Jahr 2009 abrechneten, reagieren nach Beobachtung der Mietervereine aber regelrecht geschockt.

„Das kann nicht sein“

„Die stürmen zu uns und sagen, das kann nicht sein, das geht nicht mit rechten Dingen zu, das sind nicht meine Heizkosten“, erzählt Harald Bartnik, Geschäftsführer des Mieterschutzbundes. „Die Nachfrage nach Beratungen hat sich bei uns verdoppelt; gerade hat eine alte Dame über 400 Euro Mehrkosten geklagt, wir haben aber auch mehrere Fälle von über 1000 Euro.“ Die Zahlungen seien auch deshalb so hoch, weile viele Vermieter nach dem warmen Winter 2007/08 mit Heiz-Gutschriften für Mieter die Vorauszahlungen gesenkt hätten.

Nach Angaben der Verbraucherzentrale NRW muss man im Ruhrgebiet für eine 100-Quadratmeter-Wohnung normalerweise im Schnitt etwa 1200 Euro pro Jahr für die Erwärmung der Wohnung aufbringen. Bei völlig ungedämmten Häusern kann dieser Wert nach Erfahrung der Mietervereine sogar doppelt so hoch liegen. Allein der jetzt zu Ende gegangene Winter erhöht den Verbrauch von Gas oder Öl nach exakter Monatsmessung der Heizverbraucherfasser Brunata-Metrona-Gruppe um über 15 Prozent. Ausschlaggebend seien die im langfristigen Vergleich um bis zu 10 Prozent kälteren Monate Oktober, Januar und Februar gewesen.

Dadurch haben die Mieter laut Röhrchen-Ableser Te-chem pro Quadratmeter ein Liter mehr Öl verbraucht als im ebenfalls recht kalten Winter 2008/2009. Da der Ölpreis seit einem Jahr wieder deutlich angezogen ist, können die tatsächlichen Mehrkosten aber weitaus höher liegen als der 15-Prozent-Mehrverbrauch. Rechnerisch kommen damit auf einen 100-Quadratmeter-Mieter eine Nachzahlung von 400 Euro zu.

„Wir Vermieter sorgen derzeit leider für schlechte Stimmung, aber wir müssen unsere Heizkosten ja umlegen“, wirbt Falkobert Obst, Vorsitzender von Haus&Grund Essen, um Verständnis. Obwohl Haus&Grund als Immobilienverwalter die Vorauszahlungen der Mieter für 2009 um 20 Prozent erhöht habe, müsste man jetzt trotzdem noch einen Nachschlag von 11 Prozent kassierten. „Ich war selbst erstaunt. Das ist ein dicker Brocken“, sagt Obst.

„Ziehen Sie lieber um!“

Fachleute wie Aichard Hoffmann vom Mieterforum Ruhr oder Peter Blenkers von der Verbraucherzentrale NRW raten Mietern, ihre Abrechnung unabhängig prüfen zu lassen. Vor allem Privatvermieter machten im komplizierten Mietrecht öfter Fehler.

Hoffmann schlägt gleichwohl vor, rechtzeitig zu sparen, um die Rechnung bezahlen zu können. Und empfiehlt bei zu hohen Heizkosten eine drastische Maßnahme: „Ziehen Sie in eine wärmegedämmtes modernes Haus.“