Im vergangenen Jahr waren an der Universität Duisburg-Essen (UDE) 51 Prozent der Studierenden weiblich. Der Frauenanteil bei der Gesamtzahl der Absolventen lag sogar bei 60 Prozent.
In den vergangenen zehn Jahren wurde viel für die Förderung des weiblichen akademischen Nachwuchs getan. Ist es angesichts dieser Zahlen wirklich notwendig, dass Frauen an der Hochschule gezielt gefördert werden?
„Auf jeden Fall“, sagt Ingrid Fitzek, Gleichstellungsbeauftragte an der UDE. „Die Hochschulen sind nach wie vor männerdominierte Systeme und es gibt viele gut qualifizierte Frauen, die das abgeschreckt.“ Es sei wichtig, diese jungen Frauen an den Universitäten zu halten, um von ihrem Potenzial zu profitieren.
Der hohe Prozentsatz weiblicher Studierender täusche zudem über einen anderen Aspekt hinweg: „Der Anteil der Frauen, die promovieren, liegt nur bei etwa einem Drittel der gesamten Promotionen“, so Fitzek. Bei Habilitationen sei die Zahl sogar noch geringer. Nicht umsonst seien weniger als 20 Prozent der Professoren an der UDE weiblich.
„Ein zentraler Punkt für den geringen Frauenanteil in höheren akademischen Positionen ist die unzureichende Vereinbarkeit von Beruf und Familie“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte.
Die UDE sei daher bemüht, gerade junge Eltern zu unterstützen. Kinder von Studierenden können im Kindergarten des Studentenwerks während der Vorlesungszeiten betreut werden. Im Mai wird am Campus Essen zudem ein besonders flexibles Betreuungsangebot für Kinder unter drei Jahren eingerichtet, deren Mütter an ihrer Promotion arbeiten.
Neben anderen Projekten gibt es auch ein spezielles Mentoring-Programm, durch das junge Akademikerinnen von Hochschullehrern betreut und beraten werden.
Der Fokus der UDE-Maßnahmen, die in 2009 mit dem „Gender-Förderpreis“ des Landes ausgezeichnet wurden, liegt auf der Förderung von Frauen. „Doch von den Erfahrungen, die wir in diesem Bereich machen, können wir im umgekehrten Fall auch bei der Förderung von Männern profitieren“, sagt Fitzek, etwa wenn es darum geht, mehr junge Männer für Studienbereiche zu begeistern, die gemeinhin eher von weiblichen Studierenden belegt werden.