Essen..

An den Wänden badet Dagobert Duck im Geld, von der Decke prangt ein Euro-Zeichen. Doch es war alles nur Betrug in dem nach außen seriös wirkenden Call-Center am Kopstadtplatz in der City.

Im Schichtdienst hatten rund 200 Telefonisten wahllos Leute angerufen und ihnen vorgespiegelt, sie hätten im Internet an einem kostenlosen Gewinnspiel teilgenommen. Das koste ab jetzt Gebühren, sagten sie und verlangten bis zu 90 Euro. 80 000 Menschen bundesweit folgten der Aufforderung und überwiesen das Geld. Seit September ermittelt das Betrugsdezernat der Polizei. Friedel Neuhaus: „Der Schaden entstand nur in dieser kurzen Zeit.“ Da die Bande mindestens seit Ende 2008 aktiv sei, so Staatsanwalt Jörg Menard, sei der wirkliche Schaden wohl noch höher.

Opfer seien meist ältere Menschen, die sich einschüchtern ließen, warnt Wolfgang Seitz, Leiter des Betrugsdezernates: „Die sehen die Mahnung und denken, besser 59 Euro zahlen.“ Mit 200 Beamten war die Polizei am Dienstag im Einsatz. Zeitgleich durchsuchte sie die Zentrale am Kopstadtplatz, aber auch Wohnungen in anderen Orten. Da die Bande den Gewinn von zehn Millionen Euro in Immobilien, darunter ein Hotel, investiert hatte, beschlagnahmte die Staatsanwaltschaft auch diese Objekte.

61 Mitarbeiter festgenommen und vernommen

In U-Haft sitzen die drei Haupttäter, darunter ein 35-Jähriger aus Essen. 61 Mitarbeiter, die am Dienstag im Call-Center arbeiteten, wurden kurzzeitig festgenommen und vernommen. „Organisiert wie eine Drückerkolonne“, weiß Seitz, „bezahlt wurde nach Telefonaten, nicht nach Anwesenheit.“ In welchem Ausmaß die Telefonisten sich selbst strafbar gemacht haben, muss noch geklärt werden.

Ein Kompliment machte Strafverteidiger Karl Engels den Beamten. Seine Kanzlei sitzt im selben Haus wie die Firma „future call“. Engels: „Von der Razzia haben wir nichts mitbekommen, so unauffällig sind die Beamten gekommen.“ Erst vor kurzer Zeit sei das Call-Center vom Flachsmarkt zum Kopstadtplatz gezogen, um zu expandieren. Immerhin stand der alte Standort Pate für die Ermittlungskommission der Polizei: „EK Teleflachs“.