Der Essener Sportbund wehrt sich gegen die Kürzungen, die der Kämmerer vorgeschlagen hat.
Trotz der schrumpfenden Bevölkerung in Essen bewegen die 550 Sportvereine der Stadt immer noch beeindruckend viele Menschen: 135 000 Essener sind aktive oder passive Mitglieder; an den von den Vereinen angebotenen Kursen, von der Wassergymnastik bis zur Bauchfitness, nehmen nochmals rund 40 000 Bürger teil.
Doch die Bedeutung der Vereine sieht der Essener Sportbund Espo schon seit Jahren nicht mehr ausreichend gewürdigt. „Durch die im ganzen Land einzigartig weitreichende Übernahme von zahlreichen städtischen Sportanlagen und Bädern haben die Vereine der Stadt in den vergangenen zehn Jahren bereits 20 Millionen Euro erspart - und jetzt werden wir dafür mit pauschalen Kürzungen von bis zu 30 Prozent bestraft. Doch das Ende der Fahnenstange ist nun erreicht“, sagt Espo-Geschäftsführer Wolfgang Rohrberg.
Das Sparpaket von Stadtkämmerer Lars Martin Klieve sieht für die Vereine eine Erhöhung der Nutzung der Sportstätten, egal ob Turnhalle, Sportplatz oder Hallenbad, von 30 Prozent vor. Zugleich will die Stadt sämtliche Zuschüsse an die Vereine um 20 Prozent erhöhen - insgesamt 300 000 Euro.
Theoretisch wäre dies ein Betrag, der zu stemmen wäre, wenn die Sportvereine nicht schon seit Jahren Einschnitte hätten hinnehmen müssen: Es wurden Turnhallen geschlossen, Bäder dicht gemacht, Sportplätze beseitigt, 30 Sportanlagen und zehn Bäder eigenverantwortlich geführt, die Schlüsselgewalt in Sporthallen übernommen, das Sportangebot in offenen Ganztagsgrundschulen geschultert - alles Einsparungen für die Stadt, die die Sportvereine aber mit viel Verständnis für die Lage der armen Stadt bewältigten. Seit 30 Jahren seien die städtischen Zuschüsse an die Sportvereine nicht mehr erhöht worden, sämtliche Personal- und Energiemehrkosten hätten die Vereine selbst auffangen müssen.
Jetzt aber sollen die Sportvereine nicht nur noch weniger städtische Zuschüsse erhalten, sondern auch weniger personelle Unterstützung bei Pflege der Sportanlagen oder bei Veranstaltungen. Zudem will die Stadt die Unterhaltungskosten trotz vieler veralteter Sportstätten weiter absenken.
„Nicht am Sport sparen, sondern mit dem Sport sparen“, wenden Espo-Vorstandsvorsitzender Bernhard Görgens und sein Geschäftsführer Rohrberg die Sparvorschläge der Stadtspitze als zu pauschal und schädlich ab. „Wir sehen ja ein, dass gespart werden muss, doch wir müssen sparen und zugleich den Vereinen eine Perspektive bieten. Nur über Sauereien reden geht nicht.“
Rohrberg ist sogar überzeugt: „Wenn man uns lässt, kommen am Ende für den Kämmerer sogar noch größere Einsparungen heraus.“ Denn der Sport müsse sich auf die Entwicklung einstellen, dass es immer weniger Kinder, aber immer mehr Ältere gibt, die etwas für ihre Gesundheit tun wollen. Essen benötigt also nicht mehr so viele Fußballplätze und in Zeiten lahmender Nachfrage nach Leichtathletik erst recht nicht überall Rundbahnen.
Die Lösung wird schon in Borbeck diskutiert: Mehrere Vereine müssen sich darauf einstellen, künftig mit ihren Fußballmannschaften gemeinsam eine Sportanlage zu bespielen. Dafür muss ein Club seine bisherige Sportanlage aufgeben, die als Grundstück für Eigenheime lukrativ verkauft werden könnte. Die Stadt könnte dann mit einem Teil des Geldes die gemeinsame Sportanlage auf dem neuesten Stand bringen. „Sparen und investieren“ ist die Leitlinie der Espo.
Und als Investition sehen Görgens und Rohrberg auch den Neubau eines bundesliga-tauglichen Fußballstadions für das heutige Georg-Melches-Stadion. Dabei ist der RWE-Bau bei den Espo-Sportvereinen äußerst umstritten. „Die sagen uns, wir bekommen noch nicht einmal einen neuen Duschkopf und ihr baut da ein 30-Millionen-Ding hin.“