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Die Fastenzeit endet. Seit Aschermittwoch, 17. Februar, war Redakteur Martin Spletter ohne Internet, SMS und private Mails. Das sind bis Ostersonntag 46 Tage. Seine Bilanz in fünf Thesen.

1. Hätt’ ich auch vorher wissen können: Im Büro geht’s ohne tägliche E-Mails wirklich nicht mehr. Anfangs hatte ich vorgehabt, nur einmal wöchentlich meinen Posteingang durchzuschauen. Das erwies sich sehr schnell als unmöglich. Am Ende habe ich zwei- bis dreimal täglich das Programm geöffnet, die Mails kontrolliert, dann das Programm wieder geschlossen.

2. E-Mails: Weniger ist mehr. Es tut gut, sein E-Mail-Programm im Büro nicht dauerhaft im Hintergrund arbeiten zu lassen. Ich habe mir vorgenommen, das auch weiter so zu machen. Der Vorteil: Nichts lenkt ab. Die Phasen, in denen man konzentriert an einem Stück arbeitet, werden wieder länger. Der Nachteil: Es können schon mal ein paar Stunden ins Land gehen, ohne dass Sie eine sehr wichtige Nachricht zur Kenntnis nehmen.

Die komplette Offline-Infrastruktur ist noch erhalten

3. Recherche ohne Internet ist möglich, aber sehr umständlich. Ich habe mich extrem bemühen müssen, um an die Daten von Ansprechpartnern heranzukommen. Für den Beginn einer Recherche ist das Internet so gut wie unverzichtbar geworden. Einmal habe ich gesündigt und den Sprecher einer auswärtigen Behörde per Online-Suche ermittelt. Alle anderen Wege waren zuvor erfolglos gewesen. Andererseits ist erstaunlich, dass die komplette Offline-Infrastruktur noch erhalten ist: Telefonbücher, die Auskunft, Faxgeräte - alles funktioniert. Ein Blick ins Redaktions-Archiv ist übrigens immer erkenntnisreicher als der Klick auf Wikipedia.

4. Das Leben ohne Internet ist gut, weil . . . es nach Feierabend keine ewigen Online-Stöber-Stunden mehr gibt, die das Zubettgehen ungesund weit herauszögern. Kein sinnloses Zeittotschlagen auf Youtube mehr oder bei Facebook. Nicht mehr das Gefühl, irgendwas verpassen zu können. Keine Ablenkung mit irgendetwas Kurzweiligem oder der Suche nach Schnäppchen. Stattdessen: Ruhe am Abend. Viel gelesen, viel spazieren gewesen, früh schlafen gegangen. Ich kann nicht behaupten, dass mir das geschadet hat. Stattdessen bilde ich mir sogar ein, dass ich allgemein ausgeruhter bin, ohne weniger gearbeitet zu haben.

5. Das Leben ohne Internet ist schlecht, weil . . . Der Nutzwert des Internet die Lebensqualität erhöht. Campingplätze in Frankreich checken für den Sommer-Urlaub? Öffnungszeiten von Schwimmbädern ermitteln? Schnell erkunden, wann eigentlich die beste Zeit ist, um draußen den Garten umzugraben? Privatleben erfordert Recherche. Die wird unschlagbar einfach durchs Internet.

Manche Leute haben mich schon gefragt, was das erste ist, was ich online tun werde nach Ablauf der Fastenzeit. Sag’ ich ja: Campingplätze in Frankreich checken. Wird langsam Zeit. Ob ich zu Facebook zurückkehre, weiß ich noch nicht.

Redakteur Martin Spletter bedankt sich bei allen Lesern, die sein Experiment verfolgt haben!