Essen..

Oberbürgermeister Reinhard Paß lässt nach Standorten für ein neues Fußballstadion suchen - als Alternative zur Hafenstraße. Die Planer haben vier Flächen ausgeguckt. Von einer neuen Arena versprechen sich die Stadtplaner viel.

Wer suchet, der findet, sagt der Volksmund. Oder: Der Weg ist das Ziel. Sollte dies das Prinzip sein bei der Suche nach einem geeigneten Standort für ein neues städtisches Fußballstadion, dann drehen sich die Stadtplaner im Deutschlandhaus im Kreis. Auf Wunsch von Oberbürgermeister Reinhard Paß sollen sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Baufeld machen - als Alternative zur Hafenstraße, wo hinter dem Georg-Melches-Stadion der Baugrund für die neue Arena längst vorbereitet wird.

Es fehlt nur der Beton

Die Planung steht. Im Grunde wartet der Bauherr, die städtische Grundstücksverwaltung GVE, nur auf die Freigabe durch die Bezirksregierung, der der städtische Haushalt zur Genehmigung vorliegt. Ende August, Anfang September könnte es soweit sein, heißt es bei der Kommunalaufsicht. Dann könnten sie an der Hafenstraße die Betonmischer eigentlich anwerfen.

Der Rat der Stadt hat sich erst im Juni auf Antrag von CDU, FDP und Grünen noch einmal ausdrücklich für diesen Standort ausgesprochen. Auch die SPD hat dem zugestimmt. Den Oberbürgermeister ficht das nicht an. Das Bessere ist der Feind des Guten.

Tatsächlich ist über einen Stadion-Standort abseits der Hafenstraße nie ernsthaft nachgedacht worden. Gedankenspiele, die gab es in den 90er Jahren über eine gemeinsame Arena mit Oberhausen auf der Stadtgrenze. Ernsthaft geprüft worden sei dies aber nie.

Die Hafenstraße ist die Heimat von Rot-Weiss Essen, Tradition wird hochgehalten. Sie ist das Einzige, an das sich RWE-Fans noch klammern können, denn sportlich geht es seit Jahrzehnten bergab. Kurzfristige Erfolge und Aufstiege verpufften. Inzwischen ist der Deutsche Meister von 1955 nach Lizenzentzug und Zwangsabstieg in der fünften Liga angekommen.

Ohne Tradition wäre RWE vielleicht schon von Bildfläche verschwunden. Das Festhalten an verblassten Bildern und Erfolgen dürfte dazu beigetragen haben, dass auch die Stadt stets an der Hafenstraße als Stadion-Standort festhielt.

Aber gibt nicht gerade der sportliche und finanzielle Neuanfang von RWE Zeit für eine Atempause? Zeit, um auch über die Hafenstraße neu nachzudenken?

Abseits der Hafenstraße haben sich die Planer auf vier Standorte kapriziert. Sind es echte Alternativen? Zweifel sind erlaubt.

Zweifel sind erlaubt

Das gewaltige Kohlelager am Stadthafen ist eine solche Fläche. Die A42 führt in Sichtweite vorbei. Aber: Nahverkehr? Fehlanzeige. Und: Der Kohleausstieg 2018 mag politisch beschlossene Sache sein. So lange aber die Kokerei noch arbeitet, stehe das Gelände nicht zur Verfügung, heißt es bei der RAG.

Ins Auge gefasst haben die Planer auch das Turmfeld zwischen Segerothpark und Universität. Parkplätze gibt es gleich in der Nähe, einen U-Bahn-Halt auch. Das Stadion läge zwischen der Bottroper und der Gladbecker Straße, zwischen zwei Hauptverkehrsachsen. 50.000 Quadratmeter Fläche werden für ein Stadion benötigt. Leider sei das Turmfeld nicht groß genug.

Reichlich Platz gäbe es augenscheinlich in Frillendorf im Dreieck zwischen Frillendorfer Straße, Elisabethstraße und Auf’m Bötchen, einer Wohnstraße. Was die Anwohner davon halten? Ziehen sie vor Gericht? Die Reaktion der betroffenen Nachbarschaft ist in allen vier Planspielen eine unbekannte Größe. Ein neuer Bebauungsplan müsste in jedem Fall her.

Bliebe der Kruppgürtel übrig als potenzielle Alternative. Das Areal zwischen Pferdebahnstraße und Bottroper Straße gilt städtebaulich betrachtet als Favorit. Dabei geht es nicht mehr um das so genannte M3-Gelände, jene Fläche also, auf der die Evag vor Jahren ihren neuen Betriebshof bauen wollte. Im Blick haben die Planer die Remondis-Sortieranlage an der Helenenstraße. Dem Vernehmen nach verhandeln Thyssen-Krupp und der Abfallentsorger über eine vorzeitige Auflösung des Pachtvertrages.

Thyssen-Krupp zeigt sich auf Anfrage zugeknüpft, lobt vielsagend nichtssagend die konstruktive Zusammenarbeit mit der Stadt bei der Entwicklung des Areals. Mehr möchte man zum Thema Stadion nicht sagen. Ob der Weltkonzern mit Essener Wurzeln sich tatsächlich für eine „Thyssen-Krupp-Arena“ erwärmen ließe? Unwahrscheinlich.

Fest steht: Die Pläne für den Stadionneubau an der Hafenstraße ließen sich nicht 1:1 auf einen neuen Standort übertragen, egal auf welchen. Und: Mehr als drei Millionen Euro, so heißt es, sind bereits in das Projekt geflossen.