Essen. .

Seit anderthalb Jahren bringt das Mentorenprogramm Big Brother Big Sisters in Essen Jugendliche und Erwachsene zusammen. Einmal die Woche unternehmen sie etwas gemeinsam – und lernen dabei voneinander.

Die sie da nebeneinander sitzen und sich die Rollschuhe zubinden, sehen Leona Frege (9) und Kathleen Saar (28) nicht gerade wie Schwestern aus: Leona ist blond und für ihr Alter recht groß; Kathleen ist dunkelhaarig und eher zierlich und vor allem viel älter. Und doch sagen beide, dass die andere wie eine Schwester für sie geworden sei.

Viel Zeit zum Reden

Treffpunkt an diesem Tag ist die Rollschuhbahn im Grugapark. Seit zehn Monaten unternehmen die angehende Fünftklässlerin und die Psychologiedoktorandin einmal in der Woche etwas gemeinsam: Basteln, Bowling, Ballspielen – wichtig ist nur, dass viel Zeit zum Reden bleibt. Denn darauf kommt es an: auf die Kommunikation, auf den Austausch zwischen den beiden Tandempartnern.

Big Brother Big Sisters Deutschland (BBBSD) heißt das Mentorenprogramm, das Leona und Kathleen im Oktober 2009 zusammengeführt hat als die Institution auch in Essen Fuß fasste. „Wir wollen Kinder und Jugendliche fördern, indem wir ihnen Zeit schenken“, schildert Stefanie Schroer vom BBBSD-Team das Konzept. „Omas und Opas, Onkel und Tanten wohnen oft weit verstreut. Deswegen fehlt vielen Kindern ein älterer Ansprechpartner. Denn nicht alle Dinge kann man mit den Eltern besprechen.“ Zeit und Aufmerksamkeit seien extrem wichtig, damit Kinder ihre Talente entfalten könnten. Stefanie Schroer zitiert ein afrikanisches Sprichwort: „Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen.“ Wobei Erziehung nicht im schulischen Sinne zu verstehen sei. Sondern als „soziales und informelles Lernen.“ Das heißt: Termine absprechen, sich an Verabredungen halten, Verantwortung füreinander übernehmen.

Um Patin zu werden, musste Kathleen Saar ein langes Aufnahmeverfahren bestehen: Drei Referenzen und ein erweitertes Führungszeugnis musste sie vorlegen, sich einem persönlichen Gespräch stellen. „Wir legen viel Wert auf qualifizierte Mentoren und eine gute Vorbereitung“, sagt Stefanie Schroer.

Vorfreude auf Treffen

Eine Mentoringberaterin hat Leona schließlich als geeignetes Patenkind für Kathleen Leona ausgewählt. Und genau richtig gelegen. „Wir verstehen uns super, können über alles reden und haben viel Spaß miteinander“, sagt Leona. Auch Kathleen hat ihr Engagement nicht bereut und freut sich auf jedes Treffen mit ihrem Patenkind. Wenn ihr Tandem im Oktober regulär ausläuft, wollen sie ein weiteres Jahr dranhängen, da sind sich beide sicher.

Dabei sind sie eigentlich ganz verschieden. „Leona ist sehr hektisch, Kathleen hingegen total ruhig“, sagt Leonas Mutter Simone Frege. Aber die beiden ergänzen sich. Und darauf kommt es an.