Essen.

Die vierspurige Huyssenallee führt eigentlich durch eine Top-Gegend Essens. Doch seit Monaten kämpft die Straße mit dem Problem zunehmender Leerstände. Händler und Nachbarn sind besorgt.

Die Huyssenallee in zentraler Essener Lage war bisher bekannt als exklusive Möbel-Meile der Stadt. Doch seit einigen Monaten reiht sich ein Leerstand an den anderen - die eigentlich schön gelegene Straße droht zu veröden.

Die vierspurige Straße führt eigentlich durch eine Top-Gegend Essens: Vom Hauptbahnhof zieht die Huyssenallee schnurgerade an dem architektonisch wertvollen Kulturensemble, dem Aalto-Theater und der Philharmonie, vorbei, passiert das Sheraton-Hotel samt Stadtgarten und die Von-Essen-Bank.

Billig-Matratzen statt Edelware

Doch seit Monaten kämpft die Straße mit Problemen: Aus Geschäften ziehen Mieter aus, Leerstände erstrecken sich bereits über mehrere Häuser hinweg - die ehedem für hochwertige Designer-Ware und exklusive Möbel bekannte Huyssenallee droht zu verflachen. Statt Edelläden machen sich Billig-Matratzen und -Rollhändler breit.

„Belker Wohnen“, der Bochumer Traditionseinrichter „Blennemann“, „ADB Büro Objekte“ oder auch das Apple-Verkaufsladen „Gravis“ - sie verließen die Huyssenallee. Rotfarbene Makler-Schilder haben nun die Schaufenster erobert, auch in den oberen Etagen prangen dicke Schilder: „Büroflächen zu vermieten - provisionsfrei“.

Einer der Anwohner, der Eigentümerverband „Haus & Grund“, sieht die Entwicklung kritisch. „Das erfüllt einen schon mit Sorge“, sagt Verbandschef Falkobert Obst.

„Wie bei der Suche nach der Nadel im Heuhaufen“

Fragt man Händler oder Immobilienfachleute, so sehen diese ein Ursachenbündel, warum die Huyssenallee offensichtlich nicht mehr so gefragt ist. Die stärkere Konzentration des Einzelhandels auf die Innenstadt, die Erweiterung der Einzelhandelsflächen am Limbecker Platz, die Miethöhe für die Ladenflächen und als größtes Manko die geringe Kundenfrequenz.

„Die Huyssenallee ist etwas für Spezialanbieter mit Showrooms, die von Kunden zielgerichtet angesteuert werden“, sagt selbst der Essener Gewerbeimmobilienmakler Eckhard Brockhoff, der derzeit versucht, einige Läden der Huyssenallee an den Mann zu bringen. „Das ist wie bei der Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, meint Brockhoff.

Die Gegend sei hervorragend geeignet für Design-Läden, Luxus-HiFi-Anbieter oder gehobene Restaurants mit Außengastronomie. „Viele Gastronomen gehen aber lieber zur Rüttenscheider Straße, weil es dort szeniger ist. Und der Umbau der Läden zu Restaurants ist für die Eigentümer recht teuer“, meint Brockhoff.

Zu hohe Mieten

Zudem bevorzugten Top-Händler mit teuren Waren oftmals Düsseldorf statt Essen, weil sie dort auf einen größeren Kundenkreis träfen. Eigentümer der Häuser seien Fonds, Versicherer und Großinvestoren, die derzeit keine überbordende Miete fordern würden.

Andere Erfahrungen hat Ralf Blennemann, Geschäftsführer des Einrichtungshauses, gemacht. Fast 20 Jahre war das Haus mit Qualitätsmöbeln im gehobenen Segment an der Huyssenallee. „Wir wären gerne geblieben. Aber die Miete war zu hoch, man wollte auch wieder ein 10-Jahres-Vertrag von uns; der Vermieter, ein Versicherer ließ nicht mit sich reden.“ Zudem sei die Kundenfrequenz auf der Huyssenallee stetig zurückgegangen.