Essen.

Die Zahl der säumigen Mieter in Essen hat nach Beobachtung des lokalen Eigentümerverbandes Haus&Grund in den vergangenen zwei bis drei Jahren deutlich zugenommen. Aber: Professionelle „Mietnomaden“ sind selten.

„Wir haben mehr Anrufe von Vermietern, die Rat bei uns suchen, weil Mieter ihre Miete nicht mehr pünktlich bezahlen“, sagt Geschäftsführer Werner Weskamp.

Gründe für die finanziellen Aussetzer der Mieter seien die allgemeine Wirtschaftslage, falsche Haushaltsführung oder auch Engpässe bei Hartz-IV-Empfängern, weil einige von ihnen das für den Vermieter gedachte Geld der Jobcenter für andere Zwecke verwendeten. Von säumigen Mietern hörten Vermieter oft abenteuerliche Geschichten - angeblich verhinderten Zahlungsdreher der Banken die pünktliche Zahlung oder sie geben verblüffend ehrlich an: „Wir haben lieber Urlaub gemacht, da hatten wir für die Miete kein Geld mehr.“

Falkobert Obst, der Vorstandsvorsitzende der 10 000 Mitglieder starken Essener Interessenvertretung der Immobilieneigentümer, rät allen Vermietern: „Schwingt bei Zahlungsrückstand nicht gleich die große Keule. Ein Gespräch mit dem Mieter bringt einen meist eher ans Ziel.“ Dann könne man auch die Ursachen erforschen und über Mietstreckungen für eine gewisse Zeit reden.

Schäden von 20 000 Euro

Erstaunlich oft sagten Vermieter nach Feststellung von Weskamp, sie hätten „Mietnomaden im Haus“, wenn sie eigentlich nur Mieter mit Zahlungsproblemen meinten. „Aber das sind natürlich keine echten Mietnomaden.“ Von Mietnomaden spricht Haus&Grund nur dann, wenn meist zahlungskräftig wirkende gut gekleidete Menschen in eine oft teure Wohnung oder in ein gehobenes Haus einziehen - schon mit der Absicht, auf keinen Fall Miete zu zahlen und sich herausklagen zu lassen - was im deutschen Rechtsstaat bis zu zwei Jahre dauern kann. In Essen seien bisher nur sehr wenige solcher massiven Betrugsfälle vorgefallen, bei denen Vermieter auf Kosten von bis zu 20 000 Euro inklusive mehrere tausend Euro Gerichtskosten sitzen blieben.

Rat: Vertrauen herstellen

Viele Vermieter seien durch Aktionen von Haus&Grund sensibilisiert, stärker als früher auf die Zahlungskräftigkeit von Mietinteressenten zu achten. Für knapp 30 Euro bietet Haus&Grund für Vermieter einen Solvenz-Check des Mietwilligen ein, dem dieser aber zustimmen muss. „Wir raten Vermietern auch, sich das bisherige Zuhause des potenziellen Mieters anzusehen“, sagte Weskamp. „Die Mieter sähen dies durchaus positiv: Nicht als Zeichen des Misstrauens, sondern als Interesse an einer langfristigen Vertrauensbindung.“

Von der Politik erhofft sich Haus&Grund eine Verkürzung des heute sehr langen Rechtsweges: Statt bis zu zwei Jahre seien neun Monate rechtssicher machbar, meinen die Verbandsvertreter. Dann würde Mietbetrug nicht mehr so lukrativ sein.

Die Mietpreise in Essen werden nach Ansicht von Obst und Weskamp noch lange Zeit relativ stabil bleiben. Nur Vermieter von Wohnungen im gehobenen Segment hätten noch die Chance, nennenswerte Mietsteigerungen durchzusetzen. Der Markt habe sich im Ruhrgebiet zugunsten der Mieter gewandelt - nur wer in seine Immobilien investiere und pfleglich mit seinen Mietern umgehe, habe eine Chance, die Kunden dauerhaft an sich zu binden.