Essen.

Nach Bekanntwerden der miserablen Anmeldezahlen der Essener Hauptschulen fürs kommende Schuljahr kritisieren Schulleiter mit zunehmender Bitterkeit das auch politisch gewollte Kaputtreden ihrer Schulform.

Leiter von Hauptschulen kritisieren zunehmen das Kaputtreden ihrer Schulform. Erste Fehler seien schon vor mehr als 40 Jahren gemacht worden, heißt es. Damals wurden die Volksschulen in Grund- und Hauptschulen verwandelt.

An den sechs städtischen Hauptschulen in Essen, die noch Kinder annehmen - sieben weitere laufen aus - haben sich so wenig Kinder angemeldet wie noch nie. Gezählt wurden am vergangenen Wochenende 126 Anmeldungen. Das sind gerade mal 2,66 Prozent. Zwar starten diese sechs Hauptschulen mit jeweils einer Eingangsklasse, hatte Schul-Dezernent Peter Renzel am Wochenende angekündigt. Trotzdem werde es noch „vor der Sommerpause“ Entscheidungen über Zusammenlegungen geben.

Viele Schüler talentiert

Außer der Bischöflichen Hauptschule in Stoppenberg (63 Anmeldungen) konnten alle Hauptschulen - auch die städtisch-katholischen - nur niedrige Werte erzielen. Eine Hauptschule hat sogar nur zehn Meldungen erhalten - das reicht theoretisch nicht, um überhaupt eine Eingangsklasse zu bilden.

„Die Hauptschulen sind seit ihrem Start 1968 systematisch benachteiligt worden“, sagt Manfred Gantenberg (61), Leiter der kath. Hauptschule in Katernberg. „Das Schul-Gesetz war damals schuld. Die Ausbildung der Lehrer war nicht gleichwertig mit der von Realschule oder Gymnasium. Auch an der Ausstattung hat es immer gehapert.“

Eine Hauptschul-Leiterin, die seit mehr als 30 Jahren im Dienst ist, sagt: „Ich bin glühende Verfechterin der Hauptschule. Aber sie ist schon lange tot.“ Gründe: Mit jeder neuen Gesamtschule seien „ein paar Hauptschulen“ gestorben, hinzu käme das schlechte Ansehen bei Bürgern und Betrieben. „Dabei sind viele unserer Schüler wirklich talentiert.“ Auch Gantenberg ist sich sicher: „Die Hauptschule hat viel zu bieten. Es gibt Schüler, die kommen in kleinen, überschaubaren Schulen viel besser klar als in großen Gesamtschulen.“

Gerüchte über künftige Fusionen gibt es längst. Schüler und die knapp 300 Hauptschul-Lehrer in Essen sind verunsichert, Resignation beherrscht die Stimmung. Man sei den anderen Schulen bloß gut genug gewesen, ihnen immer die schwierigsten Schüler abzunehmen, heißt es bitter. Henner Höcker (Gewerkschaft GEW): „Kollegen und Kinder dürfen nicht leiden. Wir müssen die Schulen jetzt vernünftig zu Ende bringen.“