Essen. Der 18-jährige Essener Maximilian Bonmann hat den Untergang eines kanadischen Schulschiffs 550 Kilometer vor Rio de Janeiro auf dem Atlantik überlebt. Fast 40 Stunden erlitt er Todesängste auf offenem Meer.

Es sind Stunden voller Ängste, voller Verzweiflung - so etwas will niemand erleben, weder als direkt Betroffener noch als Mutter, als Vater, als Bruder.

Maximilian Bonmann, 18-jähriger Essener Schüler auf dem 550 Kilometer vor Rio de Janeiro gesunkenen kanadischen Schulschiff „Concordia“, hat solche dramatischen Stunden durchgemacht: Er wartete mit 48 Schulkameraden und 16 Besatzungsmitgliedern auf vier dünnen aufgeblasenen Rettungsinseln und einem kleinen Beiboot auf dem sturmumtosten Atlantik bei strömenden Regen auf Hilfe - fast 40 Stunden, viel länger als bisher bekannt, ehe ein japanisches Handelsschiff alle Schüler, Lehrer und Besatzungsmitglieder aufnahm und nach Rio fuhr.

Es ging um Leben und Tod; am Telefon erzählt Maximilian seiner Familie, wie es Seefahrt-Profis in Rio als ein Wunder werten, dass alle 64 Passagiere des Segelschiffes aus so einer Lage heil gerettet werden konnten. Maximilian wirke nach den dramatischen Stunden am Telefon relativ gelassen, habe ruhig von dem Unglück erzählt, gibt sein 20-jähriger Bruder Sebastian an.

„Es war wie bei der Titanic“

Bereits am Mittwoch ist danach die Concordia mitten im Sturm von einer extrem starken zehn Minuten dauernden Miniböe punktgenau erfasst und auf die Seite geworfen worden. Solch ein Fall gilt als extrem unwahrscheinlich. Die Schüler hätten gerade unten im Schiff Unterricht gehabt, Fenster seien zu Bruch gegangen, Wasser sei eingeströmt. Sofort hätten die Matrosen alle auf die Rettungsinseln beordert. Zum Glück gelang die Evakuierung schnell - innerhalb von 20 Minuten sei der 57 Meter lange Dreimaster komplett im Meer versunken.

„Es war wie bei der Titanic“, rief Maximilians Mitschülerin Keaton Farwell (17) ihrem Vater weinend ins Telefon. Zwar sendete das havarierte Segelschiff automatisch einen Notruf ab, aber niemand der Verunglückten wusste, ob der Notruf überhaupt jemanden erreicht hat. Erst am Donnerstag tauchte ein Hubschrauber auf, dieser konnte die Position melden, am Freitag sammelte dann das japanische Schiff die Jugendlichen auf.

Von dem Unglück erfuhren die in Essen wohnenden Eltern von Max Bonmann, Christian und Birte, sowie seine beiden Brüder, erst Freitag um 5 Uhr morgens - durch einen Anruf der kanadischen Schule, die aber nicht wusste, ob die Havarierten überlebt haben, ob Rettung naht. Um 13 Uhr am Freitag gab’s die Entwarnung: Alle sind gerettet. „Das waren schrecklich lange ungewisse Stunden für uns alle“, erzählt Sebastian.

Der Schock sitzt tief. Max soll jetzt erst einmal wie alle anderen Verunglückten nach Hause kommen. Im März wollen sie den Unterricht fortsetzen und bis zum Sommer ihren Schulabschluss machen - in Kanada, auf dem Festland.