Essen. .

WAZ-Redakteur Martin Spletter (37) macht den Selbstversuch im „digitalen Fasten“: Er verzichtet bis Ostern aufs Internet und versendet keine SMS mehr. Dienstliche E-Mails sichtet er noch regelmäßig, aber nicht mehrmals täglich. Kann man „offline“ überhaupt noch leben?

Seit Aschermittwoch, 15 Uhr, liegt das Essener Telefonbuch auf meinem Schreibtisch. Ich werde es öfter nutzen demnächst. Um 15 Uhr bin ich zum letzten Mal im Internet gewesen. Bis Ostern will ich offline bleiben. Was das Telefonbuch damit zu tun hat?

Ich musste für eine lokale Recherche in einer Essener Anwaltskanzlei anrufen. Sie können sich vorstellen, wie man das heutzutage macht, wenn man im Büro ist: Man gibt den Namen der Kanzlei kurz bei „Google“ ein, und schon hat man die Nummer.

Aber „Google“ ist nicht mehr seit gestern, 15 Uhr. Nicht für mich. Also hab’ ich im Telefonbuch geblättert. Da stand die Nummer auch. Es dauerte zehn Sekunden länger, als über „Google“ zu gehen.

Ich bin keiner von denen, die sagen, früher war alles besser. Ich will nicht zurück in die Zeiten, als die Telekom „Deutsche Bundespost“ hieß und Telefone Wählscheiben hatten. Aber ich hatte zuletzt das Gefühl, mich zu lang an E-Mails aufzuhalten. Und zu viel Zeit im Internet zu verschwenden. Ich will wieder den einen oder anderen Gedanken fassen können, ohne ständig vom zwanghaften Gefühl unterbrochen zu werden, dass ich nachschauen muss, was es Neues gibt, im Internet oder bei den E-Mails.

Ob meine radikale Lösung richtig ist? Keine Ahnung. Wir werden ja sehen. Ich sag’ Ihnen was: Ich bin aufgeregt.