Essen. .

Ein Wortgefecht war vermutlich der Auslöser für den tödlichen Nachbarschaftstreit in Essen. Dabei erschoss am Wochenende ein 72-jähriger zunächst den Hausmeister eines Hochhauses und anschließend sich selbst.

Warum die zwei alten Männer aneinander gerieten? Es wird wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Der tragische Streit im Treppenflur des Hochhauses an der Scheckenstraße 14 in Bedingrade am Samstagmittag jedenfalls endete für beide tödlich. Nach einem offensichtlich heftigen Wortgefecht holte ein 72-jähriger Mann eine großkalibrige Faustfeuerwaffe aus seiner Wohnung und feuerte mehrfach auf seinen neun Jahre jüngeren Nachbarn und Kontrahenten.

Mindestens zwei Kugeln trafen den 63-Jährigen Hausmeister, der tödlich verwundet im Treppenhaus der 4. Etage zusammenbrach. Der Schütze flüchtete in seine kleine Wohnung, Nachbarn, die die Schüsse gehört hatten, alarmierten die Polizei. Während sich Spezialkräfte darauf vorbereiteten, die Wohnung zu stürmen, kämpften Notärzte um das Leben des 63-Jährigen. Doch alle Mühe war vergebens, der Mann erlag trotz Reanimierungsversuchen noch am Tatort seinen schweren Schussverletzungen.

Fassungslos und entsetzt

In der Wohnung bot sich den Beamten nach dem Aufsprengen der Tür ebenfalls ein schreckliches Bild: Der 72-Jährige lag tot im Wohnraum, „wir gehen davon aus, dass er sich selbst getötet hat“, erklärte Michael Weskamp, der Leiter der Mordkommission.

Fassungslos und entsetzt zeigten sich viele Bewohner des 56-Parteien-Hauses nach der Bluttat. Die wenigen, die etwas sagten, beschrieben den Hausmeister als einen netten Mann, hilfsbereit und freundlich, der sich immer gut um die Anlage gekümmert habe. Ein Bild, dass die Kriminalpolizei so nicht ganz teilen möchte. „Es gab ganz offensichtlich zwei Lager im Haus. Die einen kamen mit dem Hausmeister gut aus, und die anderen eben nicht“, beschreibt Michael Weskamp die Situation.

Der 72-Jährige habe mit dem Hausmeister, mit dem er auf einer Etage wohnte, seine geregelten Probleme gehabt. Eine anfängliche Freundschaft zwischen den beiden Männern habe sich im Laufe der Jahre zu einer heillosen Feindschaft entwickelt. Doch nie sei ein Streit eskaliert, „beide sind polizeilich nie aufgefallen“. Da es für die Situation am Samstagmittag bislang keine Zeugen gibt, bleiben nur Spekulationen.

Legaler Waffenbesitz

Und die Frage, warum ein 72-Jähriger eine Faustfeuerwaffe, mit neun Millimetern nicht eben ein kleines Kaliber, in seiner Wohnung liegen hatte. Für die Polizei ist das in diesem Fall „ein legaler Waffenbesitz. Der 72-Jährige verfügte über einen entsprechenden Waffenschein und die Registrierung als Sport-Schütze in einem Sport-Schützen-Verein.“ Beanstandungen seien der Polizei nicht bekannt.

Dass dies in einem Mehrfamilienhaus, in dem auch Kinder leben, immer noch problemlos möglich ist, löst bei den Nachbarn nur Kopfschütteln aus: „Man mag gar nicht daran denken, was passiert wäre, wenn ein Kind gerade durchs Treppenhaus gelaufen wäre.“