Eine Grünfläche in Rüttenscheid, ein aufgelassener Friedhof voller Drogenbestecke, Müll und ungepflegtem Gestrüpp, eigentlich mehr ein Hinterhof - so haben viele Rüttenscheider den Christinenpark in Erinnerung. Stadt und Politik - die SPD in der Hauptverantwortung - schauen sich das Elend jahrelang weitgehend untätig an.

Irgendwann krempeln Privatleute die Ärmel hoch, schaffen Dreck und Spritzen weg. Zwei Gastronomen, die im Vorderhaus Cafés betreiben, stellen ein paar Tische, Bänke, Stühle auf und bewirten ihre Gäste. Sie schneiden den Rasen, pflanzen Blumen, bauen einen Sandkasten für die Kinder und machen aus der Müllkippe eine kleine Idylle. Alles mit Genehmigung, wohlgemerkt. In der warmen Jahreszeit strömen nun plötzlich die Menschen in den Park, lassen es sich gut gehen. Lebensqualität pur, für die Rüttenscheid von so vielen geliebt wird.

Ein dritter Gastronom will hinzukommen - warum nicht? Es wäre auch dann mehr als genug Platz im Christinenpark - Platz für alle. Für Leute, die ihren Kaffee an Tischen trinken und sich bedienen lassen wollen und für solche, die vielleicht nur auf einer Picknickdecke sitzen möchten und ihre Thermoskanne dabei haben. Plötzlich aber entdecken ein paar Sozialdemokraten um Bezirksbürgermeister Michael Th. Roy, unterstützt von Grünen, Linken und der in Essen mitunter sehr seltsamen FDP ihre latente Abneigung gegen alles, was nicht staatlich ist und nach Eigeninitiative riecht, machen aus den Freiluft-Cafés eine alberne, ideologiegetriebene Machtfrage. Enteignung des öffentlichen Raumes, jammern sie. Lächerlich. Es war die untätige, den Dreck duldende Stadt, die früher faktisch verhindert hat, dass Bürger den Park nutzen konnten. Das war die wahre Enteignung.

Halten wir fest: Todsicher würde der Christinenpark erneut zur Müllkippe, wenn man die Gastronomen vertriebe und damit die soziale Kontrolle und die privat organisierte Grünpflege wegfiele. Aber es wäre dann eine Müllkippe, in der auf jedem Quadratmeter wieder Stadt und Politik das Sagen hätten, nicht mehr die ach so bösen Gastronomen. Wirklich eine tolle Lösung. Den Allmachtsphantasien des Herrn Roy und der seiner Mitstreiter in der Bezirksvertretung wäre damit wohl gedient. Den Bürgern gewiss nicht.

Wer stoppt diesen Irrsinn? Wer stoppt diese Provinzhelden, die es sich offenbar in den Kopf gesetzt haben, ein kleines, feines Stück Lebensqualität in Rüttenscheid mit aller Gewalt zurückzudrehen? Frank Stenglein