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Ein Film über die mittlerweile geschlossene Hauptschule in Karnap sorgt für Diskussionen: Stößt Integration an ihre Grenzen?

Für den jungen Kurden ist es eine Frage der Ehre: Wenn sich ein muslimisches Mädchen mit einem Mann einlässt und die beiden heiraten nicht, „dann knallen wir sie ab“. Das Zitat stammt aus einem Dokumentationsfilm, den die ARD in der Nacht zum Donnerstag zu später Stunde ausstrahlte. Unter dem Titel „Kampf im Klassenzimmer“ beschreiben die Autoren die Zustände an der Hauptschule Karnap. 70 Prozent der Schülerinnen und Schüler sind Muslime, stammen aus Familien mit türkischen, kurdischen oder libanesischen Wurzeln. Die Deutschen sind zur Minderheit geworden, geraten immer stärker in die Opferrolle, werden beschimpft und geschlagen – so die Botschaft des Films. Die unverhohlene Morddrohung des kurdischen Schülers ist der verbale Höhepunkt einer bedenklichen Momentaufnahme. Zieht sich der Graben unvereinbarer Mentalitäten nicht nur durch die Schule, sondern womöglich durch den Stadtteil, durch die Gesellschaft?

Dass die Integrationsbemühungen im Fall der Hauptschule Karnap offensichtlich an ihre Grenzen gestoßen sind, bestreitet Schul- und Sozialdezernent Peter Renzel nicht. Nur: Der Film (den manche für realitätsnah, aber wenig differenziert ansehen) zeige nicht den aktuellen Stand der Dinge. Die Dokumentation entstand vor einem Jahr, inzwischen ist die Karnaper Hauptschule geschlossen. Die meisten Schüler werden nach den Sommerferien die Hauptschule an der Wächtlerstraße (Ostviertel) wechseln. Renzel im Gespräch mit der NRZ: „Wir wollen Probleme nicht schönreden. Aber inzwischen ist vieles passiert, von dem der Film keine Notiz nimmt.“

Mittlerweile, so der Sozialdezernent, gebe es neue Konzepte, die nicht allein auf Nachsicht und Verständnis, sondern ebenso auf klare Regeln setzen. „Null Toleranz“ heißt eines der Programme, das den Schülerinnen und Schülern bei Ordnungsverstößen und Fehlverhalten die rote Karte zeigt – auch mit Unterstützung der Polizei. „Kampf im Klassenzimmer“ zeige exemplarisch ein Problem auf, meint Renzel, „doch exemplarisch für die Verhältnisse an unseren Schulen ist der Film eindeutig nicht“.