Die evangelische Kirche plant eine neue, eigene Schule in Essen – und das in Zeiten von Schulschließungen und schwindenden Steuer-Einnahmen. Frühestens im Sommer 2012 soll die Schule an den Start gehen.
Erste Pläne waren bereits im Februar 2009 veröffentlicht worden.
In der weiterführenden Schule sollen 850 Kinder und Jugendliche ab Klasse 5 unterrichtet werden. Angeboten werden sollen alle Abschlüsse. Das Abitur ist auch nach 13 Schuljahren möglich. Eine Klasse soll maximal 25 Schüler haben, fünf davon mit „besonderem Förderbedarf“ – also mit einer Behinderung.
„So eine Schule gibt es noch nicht“, sagt Dietmar Klinke, Schulreferent der evangelischen Kirche in Essen. Nicht trotz, sondern „gerade wegen“ sinkender Einnahmen durch Kirchensteuern und kleiner werdenden Schülerzahlen sei es für die evangelische Kirche „jetzt der richtige Zeitpunkt“, einen „bedeutenden Beitrag für die Essener Bildungslandschaft“ zu leisten. Klinke: „Wir wollen das evangelische Lebensmodell an den Nachwuchs weitergeben – das ist Freiheit in Verantwortung für die Mitmenschen und die Gesellschaft.“ Der evangelischen Kirche in Essen standen im Jahr 2008 noch 19,7 Millionen Euro Kirchensteuern zur Verfügung. In diesem Jahr sind es nur noch 17,6 Millionen.
Während das Bistum gleich vier weiterführende Schulen unterhält (Mädchengymnasium Werden, Schulzentrum Stoppenberg mit Haupt-, Realschule und Gymnasium), leistet sich die evangelische Kirche bislang keine einzige Schule in der Stadt. „Dabei ist die evangelische Kirche schon ein großer Bildungsträger mit ihren Kitas und Jugendzentren“, betont Klinke.
Zuletzt ist ein Unterstützer-Kreis gegründet worden, der die Schulgründung vorantreiben soll. Dem Kreis gehören Eltern- und Kirchenvertreter sowie Pädagogen an. Vieles ist noch nicht konkret: „Was den Standort angeht, laufen Gespräche“, sagt Klinke. Mehr will er nicht verraten. Ob ein Neubau errichtet oder ein bestehender Schulbau genutzt wird, sei offen. Zur Schule angemeldet werden könnten auch konfessionslose und muslimische Kinder. Es soll einen künstlerisch-musischen Schwerpunkt geben. Schulgebühren werden nicht erhoben, aber: „Wir werden die Eltern bitten müssen, den Förderverein der Schule regelmäßig zu unterstützen“, kündigt Klinke an. Die Kosten für Eltern orientierten sich an den gültigen Kita-Gebühren.
Von der Bezirksregierung gebe es bislang „positive Signale“, was die Schulgründung angeht, so Klinke – und auch die Stadt dürfte erfreut sein: Besonders das Thema „Inklusion“ – also Behinderten-Lerngruppen in regulären Schulklassen – bereitet der Schulverwaltung Bauchschmerzen.
Denn: Eine UN-Konvention billigt seit 2009 jedem Behinderten das Recht zu, eine Regelschule zu besuchen. Die Eltern behinderter Kinder artikulieren sich deshalb mittlerweile lautstark, wollen ihre Kinder nicht mehr auf Förderschulen abschieben lassen. Die Schulverwaltung hat deshalb großes Interesse daran, die Zahl der Lerngruppen-Plätze an weiterführenden Schulen zu erhöhen. Bislang haben drei Hauptschulen sowie die Gesamtschule Holsterhausen solche Lerngruppen eingerichtet. Andere weigern sich bislang, obwohl sie dann mehr Personal bekämen.
Viele Eltern hätten schon angefragt, berichtet Klinke. „Aber Anmeldungen sind noch nicht möglich.“