Essen. .
Die Huyssenallee, vierspurige Verbindungsstraße zwischen Innenstadt und Rüttenscheid, scheint an einem Wendepunkt zu stehen: Die von Leerständen geplagte einstige Möbel-Luxus-Meile entlang der Philharmonie und dem Aalto-Theater muss derzeit positive wie negative Nachrichten verkraften.
So hat sich der 41-jährige Essener Kai Küpper kürzlich für ein Engagement auf der Huyssenallee mit ihrem einzigartigen Kultur-Ambiente entschieden: Sein Konzept eines exklusiven Spezial-Fahrradladens der US-Top-Biker-Marke Trek mit Rädern zwischen 1000 und 15 000 Euro verwirklicht er auf 250 Quadratmetern Ladenfläche an der Huyssenallee 95. Nach einer mehrwöchigen Umbauphase mit Renovierungskosten im sechsstelligen Euro-Bereich will er am Samstag, den 27. März loslegen.
Riesenmarkt für Luxus
„Es gibt einen Riesenmarkt für hochwertige Räder. Die Klientel dafür erwartet eine gehobene Atmosphäre und kommt auch aus der weiteren Umgebung für unsere Produkte nach Essen: Für uns ist die Huyssenallee wegen ihrer guten Autobahn-Anbindung und ihrer exklusiven Umgebung ideal“, zeigt sich Küpper überzeugt, der mit einem Laden für relativ günstige Räder bis 1000 Euro, dem „Fahrradlager Essen“, vor sechs Jahren auf der Veronikastraße in Rüttenscheid erfolgreich gestartet ist.
Sein neuer Plan, einen Ein-Marken-Fahrradladen zu eröffnen, sei NRW-weit einmalig. 50 bis 60 Räder der US-Firma will er in seinem Laden „Trek Bicycle“ beispielhaft präsentieren – und erwartet sehr zielgerichtet einkaufende Kundschaft, die sich ihr persönliches Sportrad zusammenstellen kann.
Dagegen hat Galerist Marc Höppner, Inhaber der seit über 100 Jahren an der Huyssenallee residierenden Kunsthandlung Haas, die Nase voll von dieser Straße. „Das ist hier keine Lauflage mehr, hier kommen zu wenige Passanten vorbei, weil hier nur noch wenig Einzelhandel existiert. Das war früher alles anders. Ich werde wohl nach Rüttenscheid gehen“, sagt Höppner, der die Galerie auf der Allee immerhin 17 Jahre betreute.
Fahrrad-Investor Küpper sieht die kritische Lage der Huyssenallee mit ihren Leerständen sowohl durch Immobilieneigentümer als auch durch die Stadt verursacht. Die Eigentümer, oft Fonds oder Versicherer, würden zu wenig in ihre Läden investieren; am Ende habe der Mieter angesichts noch einfach verglaster Fronten neben den nicht gerade niedrigen Mieten hohe Heizkosten zu tragen.
Wildwuchs an der Straße
Die Stadt wiederum sorge für einen Wildwuchs des Straßengrüns, so dass die Geschäfte kaum zu sehen seien. Die Parkplatzsituation vor seinem Fahrradladen sei verworren: Man könne dort frei parken oder müsse ein städtisches Ticket ziehen oder einem privaten Parkplatzbetreiber Geld zahlen – da hätten sich schon viele Lieferanten vertan und ein Knöllchen von 20 Euro kassiert. Küpper lobt aber die Stadt dafür, sehr schnell die nötige Baugenehmigung und die erforderlichen Ausnahmepapiere für einen Radladen außerhalb des Innenstadtkerns erteilt zu haben.
Positives zu vermelden über die Huyssenallee hat auch die BNP Paribas Real Estate: Sie vermittelte gerade 600 Quadratmeter Büroflächen. Kiehne Weiser, eine Sozietät aus Anwälten, Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern, mietete 360 Quadratmeter Fläche und verlegt ihren Kanzleisitz von der Altendorfer Straße in die Huyssenallee 105. Dort sitzt künftig auch die Argo Personal Service aus Hamburg.
Dafür zog die Kanzlei Kümmerlein, Simon & Partner von der Huyssenallee 58 - 64 nach Süden zur Messeallee 2.