Essen.

Schönheit, so heißt eine Weisheit, entsteht immer im Auge des Betrachters. Und Lärm offenbar immer im Ohr des Zu­hörers. Durchaus unterschiedlich reagieren Essener auf den Flugstopp in Düsseldorf.

Eine Maschine kennen sie alle: Die 6-Uhr-Maschine am Morgen muss wohl ein besonders übles Exemplar sein, ergab eine sicher nicht repräsentative Telefonumfrage der WAZ am Donnerstagnachmittag. Das liegt daran, dass sie das erste Flugzeug am Morgen ist oder ein besonders lauter Flieger. Nachdem der Flughafen Düsseldorf seinen Betrieb in der Nacht zum Freitag wegen der Aschewolke des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull eingestellt hatte, riss dieser Flieger auch niemanden aus dem Schlaf oder störte beim Morgenkaffee. Derart gnädig auf einen ruhigen Tag eingestimmt, fiel die Abwesenheit des Lärms auch niemandem auf, den wir anriefen.

Fenster geschlossen

Dass die Lärmkulisse eine andere war, registrierte Michael Schwartz, Rechtsanwalt mit Sitz in Kettwig, nicht: „Das liegt daran, dass wir in der Kanzlei die Fenster geschlossen haben. Man hört es nur draußen im Dorf.“ Auf die Frage, ob er schon draußen war, räumt er ein, dass er doch schon im Dorf war, ihm die Ruhe am Himmel aber auch dort nicht aufgefallen sei. Der Jurist findet eine Erklärung: „Wenn man hier lebt, fällt es einem doch gar nicht so auf.“ Nur die 6-Uhr-Maschine, bei Ostwind, die nennt auch er als übles Beispiel.

Im Essener Norden sieht es Silke Janssen aus Gerschede ähnlich. Aufgefallen war auch ihr der Unterschied zu anderen Tagen nicht. Den Lärm, den die Maschinen verursachen, nimmt sie nicht so wahr. Offenbar gehört er zum Leben in der Großstadt: „Den merke ich gar nicht.“ Manchmal, so sagt sie, sei es schon ein bisschen nervig: „Um sechs Uhr, die Startphase.“ Aber auch sonst herrsche in Gerschede schon mal über Tage Ruhe, weil die Maschinen je nach Windrichtung die Route wechseln und den Ort verschonen.

Ein Heidhauser, der nicht genannt werden will, fühlt sich gar nicht gestört: „Die Maschinen sind doch leiser geworden, nicht mehr so laut wie früher.“ Ein Geräusch der Flugzeuge über der hügeligen Welt im Süden kennt er aber: „Wenn die über uns nach Düsseldorf eindrehen, dann gibt es so ein Quietschen.“

Immer noch laut

Anruf bei denen, die sich früher einmal öffentlich über Fluglärm beschwert hatten. Ingrid Baum aus dem Werdener Ortskern ist zunächst überrascht, denn ihr ist die Ruhe am Himmel nicht aufgefallen. Drinnen höre sie bei geschlossenen Fenstern auch nichts. Und draußen sei sie nicht gewesen. Dass die Maschinen leiser sind, bestätigt sie nicht: „Im Sommer kommen die alle zwei Minuten, das ist weiter laut. Sonntagabends ist es ganz stark.“

Albrecht Graeve aus Stadtwald überrascht unser Anruf im Garten. Nein, aufgefallen ist ihm die Ruhe nicht. Darauf angesprochen, sagt er, er höre Vogelgezwitscher. Aber die Vögel höre er natürlich auch sonst. Besser sei es aber nicht geworden mit dem Lärm: „Wir ärgern uns täglich. Gerade abends kommen die im Abstand von einer bis eineinhalb Minuten, dann sehen wir drei Flugzeuge wie aufgereiht hintereinander im Anflug.“ Ob die Maschinen heute wirklich leiser sind? Manche ja, sagt er, aber es gibt nach seinem Empfinden eben auch sehr laute.