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Im Essener Astra-Kino wurden 185 Bürger für ihren Großeinsatz bei der A 40-Sperrung „Still-Leben“ am 18. Juli geschult. Warum man sich bei herrlichem Sommerwetter im Kino schulen lässt? Aus Lokalpatriotismus.

Samstagmorgen, 32 Grad Celsius. Vor den Freibädern bilden sich Schlangen. Wer kann, sucht kühles Wasser oder zumindest klimatisierte Räume auf. Was könnte 185 Menschen dazu bewegen, einen solchen Vormittag bei Schummerlicht in einem stickigen Kinosaal zu verbringen? Die Antwort: Lokalpatriotismus.

Im Astra-Kino in der Essener Innenstadt wird ein Teil der Freiwilligen geschult, die am 18. Juli beim Still-Leben auf der gesperrten A 40 helfen wollen. Volunteers, Freiwillige, heißen sie - und heute erfahren sie, was sie in zwei Wochen erwarten wird: Vor allem viele Menschen. Rund eine Million Besucher werden nach Schätzung der Organisatoren erwartet.

Eine Million Besucher

„Es wird tierisch voll sein. Und chaotisch“, erwartet Barbara Winkler aus Altenessen. Die 60-Jährige ist schon das ganze Jahr als Volunteer in der Kulturhauptstadt im Einsatz - von der Eröffnungsfeier bis zu den Schachtzeichen-Ballons. Doch die Sperrung der A 40 wird auch für die alteingesessene Essenerin ein besonderes Erlebnis.

Als Volunteer auf der „Tischspur“ wird sie dafür zuständig sein, den Gästen die Suche nach ihrem Tisch zu erleichtern und für Ordnung zu sorgen. Ein wenig Sorge bereitet ihr die Durchsetzung des Glasverbotes. Glasflaschen und Trinkgläser sind beim Still-Leben generell verboten. „Da werden wir uns wohl den Mund fusselig reden“, befürchtet Winkler. Wieso macht sie sich das überhaupt? „Ich will was für meine Stadt tun.“

Trotz all der Arbeit bleibt den Volunteers offenbar auch Zeit um Kontakte zu knüpfen. So hat Winkler schon bei der Eröffnungsfeier der Ruhr2010 Karl Otto Fuckert kennengelernt und ihn seitdem immer wieder getroffen. Auch der 66-Jährige aus Kupferdreh wird den 18. Juli auf der A40 verbringen. Auf der Mobilitätsspur sorgt er dann bei Fahrradfahrern und Inlineskatern fahnenschwenkend für Ordnung an Auf- und Abfahrten.

Notfall-Rocksack mit Sonnencreme, Traubenzucker und Pflastern

Fuckel geht es bei seiner freiwilligen Arbeit vor allem darum, das Bild zu verbessern, das Außenstehende vom Ruhrgebiet haben. Der ehemalige Ingenieur lebte einige Jahre im Ausland. „Dort habe ich festgestellt, dass die Leute das Ruhrgebiet entweder gar nicht kennen oder ein sehr schlechtes Bild davon haben. Wenn sie dann herkommen, sind sie überrascht, wie schön es hier ist“, erzählt er.

Anne Bloch ist eines der jüngeren Gesichter an diesem Morgen. Die 22-Jährige stammt aus Bottrop, zog aber nach dem Abitur nach Mannheim. Jetzt hat sie Semesterferien und kehrt für diese Zeit ins Ruhrgebiet zurück, um sich als Freiwillige zu engagieren. Sie glaubt, dass besonders die Spaziergänger und Fahrradfahrer viel Spaß dabei haben werden, auf der Autobahn unterwegs zu sein. „Das kann man ja sonst nicht.“

Genau wie die anderen 1000 Volunteers wird Bloch am Morgen des 18. Juli mit einem türkisfarbenen Poloshirt und einem Rucksack ausgestattet werden. Darin steckt alles, was sie für kleine Notfälle braucht. Vom Pflaster über die Sonnencreme bis zum Traubenzucker für den Kreislauf. Bei größeren Problemen erhalten dann aber auch die Helfer Hilfe. Per Funk werden sie mit Einsatzleitern, Sanitätern und Sicherheitsdienst verbunden sein.