Essen. .

Streit im Ruhr Museum: Charlotte Trümpler, renommierte Leiterin der Archäologie, verlässt nach 19 Jahren das Haus. Mangelnde Unterstützung und fehlende Wertschätzung ihrer Arbeit seien vor allem die Gründe.

Am 1. November verlässt Charlotte Trümpler das Ruhr Museum. An diesem Tag vor 19 Jahren hatte die gebürtige Schweizerin die Leitung der Archäologischen Sammlung des damaligen Ruhrlandmuseums übernommen. Mangelnde Unterstützung und fehlende Wertschätzung ihrer Arbeit seien vor allem die Gründe für ihre Kündigung gewesen, so Charlotte Trümpler auf Anfrage der WAZ.

Dabei ist der verhältnismäßig bescheidene Platz für die Archäologie im neuen Ruhr Museum nicht der Auslöser für die Kündigung gewesen. „Es ist keine Frage von Quadratmetern, sondern einer künftigen Perspektive für diese Abteilung. Wenn mein Engagement für die Archäologie gewürdigt und unterstützt worden wäre, dann wäre ich sicher geblieben“, so Trümpler. Die Wissenschaftlerin möchte keine Interna ausplaudern, kann sich aber dennoch eine Bemerkung nicht verkneifen: „Wenn ein Museumsdirektor in all den Jahren nicht eine der mehreren Hundert Sonderveranstaltungen unserer Abteilung besucht, dann ist kein richtiges Interesse da, keine Rückendeckung.“

„Erneutes Auseinanderdriften“ der beiden archäologischen Sammlungen

Als kontraproduktiv sehen Trümpler und Justus Cobet, Professor em. für Alte Geschichte an der Uni Duisburg-Essen und Vorstandsmitglied des Fördervereins, das „erneute Auseinanderdriften“ der beiden archäologischen Sammlungen der Stadt und die Verringerung der Ausstellungsfläche. Nicht nur das Ruhr Museum, auch das Museum Folkwang an der Alfredstraße verfügt über hochkarätige Exponate aus dem alten Orient, Ägypten und der griechisch-römischen Zeit.

Nachdem die frühere archäologische Außenstelle des Hauses in einer ehemaligen Schule in Altenessen nicht mehr zu halten war, führte man bis zur Schließung des alten Museumszentrums an der Stelle des neuen Museum Folkwang beide Sammlungen zumindest in Ausschnitten zusammen. Wie man beide Teilsammlungen nun im Zuge der Neubauten prominent hätte präsentieren können, darüber sei nie diskutiert worden. In diesem Zusammenhang sprechen sowohl Cobet als auch Charlotte Trümpler auch von fehlendem Willen seitens des früheren Kulturdezernenten Oliver Scheytt, der diesen Planungsprozess mit Blick auf die Außenwirksamkeit der Sammlungen viel stärker hätte moderieren können.

Stelle soll auf jeden Fall neu besetzt werden

Wohlgemerkt: Trümpler ging es nicht um ein eigenes Haus. So etwas sei angesichts der Haushaltssituation ohnehin utopisch. „Aber das erneute Auseinanderdividieren halte ich für kontraproduktiv, jetzt zeigt man also wieder zwei Mal – wenn überhaupt – griechische Vasen: Auf Zollverein und im Museum Folkwang. Man hätte zumindest über eine gemeinsame Archäologie der alten Hochkulturen sprechen können“, gibt Trümpler zu bedenken.

Ulrich Borsdorf, Direktor des Ruhr Museums, bestätigt auf Anfrage dieser Zeitung, dass die Kündigung von Charlotte Trümpler sich länger angebahnt habe. Er bedauere, dass die Archäologin Essen verlässt, aber vielleicht sei das nun auch als Endpunkt einer Entwicklung hier zu betrachten. Auf jeden Fall soll die Stelle neu besetzt werden.