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Die Traditions-Einkaufsmeile Kettwiger Straße lockt Billig-Anbieter und Fachhändler gleichermaßen an. Beide profitieren von den stark gefallenen Mieten. Doch wohin das führt, ist noch nicht klar.
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Auf der Kettwiger Straße sind derzeit zwei Entwicklungen zu beobachten, die nur scheinbar gegensätzlich sind: Es kommen Billig-Anbieter, die große Flächen nutzen, und neue, kleine Spezialgeschäfte, die auf Laufkundschaft angewiesen sind, diese aber selbst kaum hervorbringen.
„Beide profitieren von den stark gefallenen Mieten“, erklärt Makler Eckhard Brockhoff. „Die einen brauchen viel Platz, die anderen haben die Möglichkeit, sich erstmals in Top-Lagen anzusiedeln.“
Selbst in 1a-Bereichen sind die Preise auf der Kettwiger Straße fast um die Hälfte zurückgegangen – etwa an der Porschekanzel. Dort kostete ein Top-Ladenlokal früher 39.000 Euro pro Monat. Jetzt sind’s 25.000.
Beispiel C&A: Der Leerstand an einer der exponiertesten Stellen auf der gesamten Meile ist seit 10. Juni vorübergehend behoben. Als Zwischenmieter eingezogen ist der Schuh-Filialist „Reno“, der in zwei Geschossen ein „Outlet“-Geschäft betreibt. „Reno“ behält sich ausdrücklich vor, aus dem Provisorium eventuell später eine richtige Niederlassung zu machen. Dann hoffentlich mit echter Inneneinrichtung und Außenwerbung – und ohne die billig wirkenden Poster und Flaggen.
„Das Provisorium ist besser als Leerstand“
„Das Provisorium ist besser als Leerstand, aber für die Kettwiger Straße keine Perspektive“, sagt Thomas Gardlo, stellv. Geschäftsleiter der Buchhandlung „Thalia“ im Baedeker-Haus. Vor zwei Jahren nannte sich das Traditionsgeschäft um, als Ende einer langen Reihe von Besitzerwechseln und Aufkäufen. „Uns geht’s gut“, betont Gardlo, „doch die Konkurrenz durchs neue Einkaufs-Center, die spüren wir.“ Garantierte Planungs-Sicherheit wie noch in den 1990er-Jahren gebe es heute aber nicht mehr. „Thalia“ könne sich mit „Sortimentstiefe und -breite als Service-Merkmale“ behaupten.
Das würde wohl auch „Thalias“ neuer Nachbar von sich behaupten, der ziemlich genau vor einem Jahr dort einzog, wo früher „Leder Langhardt“ residierte. „Walbusch“ bietet Bekleidung für ein „lebenserfahrenes Publikum“, wie Geschäftsführer Jürgen Kleine-Berkenbusch es formuliert. Im Fenster hängen „Trelegant“-Hemden ohne obersten Knopf oder „pflegeleichte Clubwesten“ in „Rauchblau“. „Essen funktioniert“, sagt Kleine-Berkenbusch. „Das Umfeld passt. Der Dom, das Baedeker-Haus – wir befinden uns als Traditionsunternehmen in guter Gesellschaft.“ Die Kettwiger sei „nach wie vor eine tolle Straße“ und „für unsere Kunden vorteilhafter als der Limbecker Platz.“
Das hört man im Rathaus gern: „Der Branchen-Mix muss stimmen. Die Stadt arbeitet daran mit, so gut wie sie kann“, sagt der im Büro des Oberbürgermeisters zuständige Referent Peter Allmang. Unterdessen steht offenbar fest, wer neuer Mieter neben dem Dom wird, wo früher erst „Sport Voswinkel“ und später „Wicky“ waren. Das Haus wurde abgerissen, das Bistum baut derzeit neu: Dem Vernehmen nach soll dort das Schuhhaus Deichmann einziehen. Immerhin: ein solider Mieter.