Zwei Standbeine gab es bei der Entstehung der AWO an der Wende zum 20. Jahrhundert: Zum einen die Selbsthilfebestrebungen der Arbeiterbewegung mit Kranken-, Sterbe-, Streik und Arbeitslosenkassen, genosenschaftliche Konsumverbände, Arbeiter-, Bildungs- und Kulturvereine sowie Kinderschutzkommissionen. Zum andern die sozialdemokratisch geprägte Frauenbewegung.

Maria Juchacz, Frauensekretärin im SPD-Vorstand, stellte im Dezember 1919 die Weichen für die Gründung eines Hauptausschusses für Arbeiterwohlfahrt. Ihre Essener Vertraute war Minna Deuper. Ihr war es schon am 6. Januar 1904 gelungen, in Essen die erste im Deutschen Reich genehmigte Frauenversammlung mit 180 Teilnehmerinnen unter dem Motto: „Was uns Frauen bewegt“ zu veranstalten. Im August 1920 wurden Josef Boestfleisch zum 1. und Lieschen Wiethoff, die älteste Tochter von Minna Deuper, zur 2. Vorsitzenden des Essener AWO-Ortsausschusses gewählt. 1924 verfügte die Essener AWO über die erste Nähstube, im gleichen Jahr eröffnete sie ihr erstes Büro in der Brunnenstraße. 1930 zählte die AWO zehn hauptamtliche Kräfte und 300 ehrenamtliche Helfer.