Nach monatelanger Funkstille kommt Bewegung in ein umstrittenes Straßenbauprojekt, es gibt Licht am Ende des geplanten Ruhrallee-Tunnels. Als erstes Ratsgremium wird sich am Donnerstag der Stadtplanungsausschuss damit beschäftigen.
Es folgen Beratungen in den Bezirksvertretungen. Für April und Mai ist eine einmonatige Offenlage der Planunterlagen im Stadtplanungsamt und den Bürgerämtern Innenstadt, Rüttenscheid und Kupferdreh vorgesehen. Bis zwei Wochen nach Ende der Offenlage können schriftliche Einwendungen an die Stadt gesendet werden. Zum Ende des Auslegungszeitraums wird der federführende Landesbetrieb Straßenbau NRW eine Bürgerinformationsveranstaltung durchführen. Parallel dazu erfolgt die Anhörung der Träger öffentlicher Belange, dann muss auch der Stadtrat Stellung nehmen.
Die Gesamtkosten des Tunnelprojektes, 2003 noch mit 208 Millionen Euro beziffert, sind mittlerweile auf 258,9 Millionen geklettert. Als Bauzeit werden fünf Jahre veranschlagt. Unter drei Varianten favorisiert der Landesbetrieb eindeutig die direkte Tunnelverbindung in Tieflage von der Wuppertaler Straße bis zur A 52-Anschlussstelle Bergerhausen. Die beiden anderen Varianten verlaufen unterhalb der Ruhrallee und der Wuppertaler Straße, während die favorisierte bis zu 400 Meter weiter westlich und in bis zu 30 Metern Tiefe vorgesehen ist. Die favorisierte Variante sieht keine zusätzliche Anschlussstelle an der Westfalenstraße vor. Alle Varianten sind im Norden mit der A 52-Anschlussstelle Bergerhausen und der Ruhrallee in Richtung Innenstadt sowie im Süden mit der Wuppertaler Straße, zwischen Ostpreußen- und Sartoriusstraße, verbunden.
Marschroute des Landesbetriebs wird mit Argwohn betrachtet
Die Marschroute des Landesbetriebs wird bei Kommunalpolitikern und Stadtverwaltung mit Argwohn betrachtet. Planungsdezernent Hans-Jürgen Best verweist auf eine unendliche Geschichte. Wenn der Bundesverkehrsminister die endgültige Linienführung für den Tunnel festlege, habe man damit den Verfahrensstand erreicht, den die Durchstreckung der A 52 von der A 40 bis zur A 42 schon seit über 20 Jahren besitze: „Die A 52 muss zuerst gebaut werden, sie ist viel wichtiger als der Tunnel, der kann später kommen.“ Zu den drei Planungsvarianten habe die Verwaltung noch keine abschließende Meinung, aber: „Eine neue Transitstrecke durch Essen können wir nicht gebrauchen.“ Genau das aber befürchten viele Kritiker des Ruhrallee-Tunnels.
A 52 und Tunnel drohten Essen zu einem der verkehrsreichsten Transitkreuze in Europa zu machen. Es gehe um eine dritte Nord-Süd-Autobahn durch das Ruhrgebiet, die mitten durch die Stadt und zu einer Zerschneidung der nördlichen Stadtteile führe. Auch wird befürchtet, dass sich der Verkehr auf der jetzigen B 227 von derzeit 40.000 auf mindestens 60.000 Fahrzeuge täglich erhöhen könnte.
Nach einer Untersuchung der Universität Duisburg-Essen von 2005 sind 70 Prozent der Verkehre in diesem Bereich Durchgangsverkehre, die entweder zur A 52 oder zur Innenstadt fahren. Durch die Tunellösung sollen sie an der Ruhrallee und Wuppertaler Straße städtebauliche Probleme entschärfen.