Essen.
Das Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat beklagt eine rückläufige Spendenbereitschaft. Kollekten und Spenden sanken im vergangenen Jahr um 7,1 Prozent.
„Ich lebe, doch mein Land versinkt in großem Schmerz. Diese Woge von Menschen zu sehen, die überall ihr Leid herausschreien! Ich bitte um Eure Gebete!“ Eigentlich sollte es um Zahlen gehen, um die Bilanz von Adveniat, doch es sind die Menschen, die an diesem Morgen zählen, die Projektpartner in Haiti, deren Briefe von Trauer, aber auch von Hoffnung künden.
Nur kurz wendet sich Geschäftsführer Prälat Bernd Klaschka Einnahmen und Ausgaben zu, berichtet von einer rückläufigen Spendenbereitschaft im Geschäftsjahr 2008/2009: Etwa 48 Millionen Euro hat das katholische Lateinamerika-Hilfswerk im vergangenen Jahr durch Kollekten und Spenden eingenommen, 7,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Mit nur 1,02 Euro pro Katholik gehört das Bistum Essen zu den Schlusslichtern bei der Kollekte.
Vor allem die sinkende Zahl an Gottesdienstbesuchern sei ein Problem. „Wir müssen sehen, wie wir Solidarität effektiver gestalten können“, fordert Klaschka. Bereits jetzt rühmt sich die Organisation, nur 7,12 Prozent ihrer Ausgaben für Werbung und Verwaltung aufzuwenden. „Damit belegen wir einen Spitzenplatz.“
Spendenwerbung für Haiti erübrigt sich derzeit: Die Aufmerksamkeit ist ungebrochen. „1,83 Millionen Euro flossen im vergangenen Geschäftsjahr nach Haiti“, erklärt Bischof Felix Genn, Vorsitzender der Bischöflichen Kommission Adveniat. „Finanziert wurden Fahrzeuge für Priester und Ordensleute, wir halfen beim Aufbau eines besseren Schulsystems.“ Doch Adveniat sei keine Organisation für den Katastrophenfall: „Unsere Hilfe beginnt, wenn die Katastrophe länst vergessen scheint.“ So ist am kommenden Wochenende eine Sonderkollekte geplant, die Kampagne „Vergesst Haiti nicht!“ startet nach Ostern.
Doch auch jenseits von Haiti ist die Not groß. So förderte Adveniat im vergangenen Jahr über 3000 Projekte in Lateinamerika und der Karibik, berichtet Prälat Klaschka. „Wir dürfen uns nicht vonHochglanzprospekten blenden lassen: 40 Prozent der Bevölkerung leben in Armut.“