Essen. .

Peter Scholl-Latour sprach im Rahmen seiner Mercator-Professur über das „Ende der weißen Weltherrschaft“ und die Massen kamen in den Essener Audimax. Berühmt wurde Scholl-Latour in den 80 Jahren seines Lebens als Journalist und Publizist.

Peter Scholl-Latours Vortrag zum „Ende der weißen Weltherrschaft“ zog die Massen in den Audimax der Essener Uni. Generationen von Lesern und Fernsehzuschauern haben seine Kommentare und Reportagen verfolgt - deren Gehalt häufig irgendwo zwischen „scharfsinniger Analyse“ und „Stammtischparole“ eingestuft wird. Doch eines gelingt ihm immer: Er trifft den Nerv der Zeit. Auch den von Ulrich Radtke, Rektor der Universität Duisburg-Essen. In seiner Eröffnungsrede teilte er dem Publikum mit, das Scholl-Latours „Weltoffenheit und wegweisende Beiträge“ schon in frühen Jahren sein politisches Weltbild geprägt hätten.

Die Welt habe sich verändert, stellte Scholl-Latour eingangs fest. Europa habe an Bedeutung verloren - und werde weiter an Bedeutung verlieren. Eine unbegründete Hysterie sei nach dem 11. September 2001 ausgebrochen. Daher habe der Terrorismus keine Schuld an diesem Verlust.

Europäer sind heute eine Minderheit

Vielmehr ändere sich die Welt aufgrund des demografischen Wandels. Die muslimische Welt wachse, während Europas Bevölkerung stagniere. „Das Eigenartige“, sagte Scholl-Latour, „ist, dass die Periode der europäischen Weltherrschaft genau 500 Jahre gedauert hat.“ Heute sei aus den ehemals starken Europäern eine Minderheit geworden und „wir haben Kräfte geweckt, denen wir nicht gewachsen sind“. Amerika und Russland könnten das entstandene Machtvakuum nicht füllen. Das würden zwangsläufig die Chinesen übernehmen: „China läutet das Ende der weißen Weltherrschaft ein“, stellte Scholl-Latour klar.

„Europa wird eine gemeinsame und vernünftige Außen- und Verteidigungspolitik entwickeln müssen, sonst droht es in eine relative Bedeutungslosigkeit zu verfallen. Doch psychologisch ist Europa den zukünftigen Entwicklungen wohl nicht gewachsen“, erklärt Scholl-Latour. Positiv klingt das nicht, auch nicht wenn er seinen Vortrag mit den Worten schließt: „Im Abgrund der Geschichte ist Platz für alle.“

Die Zuschauer nehmen es gelassen und stürmen nach dem Vortrag im Foyer die Stände des Buchhändlers, der eine Auswahl an Scholl-Latours vielen Werken feilbietet.