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Sie sind stinksauer, die Besucher der Oase, sprechen von „Unverschämtheit“ und „Betrug“: „Noch im Wahlkampf stand die SPD vor der Tür und hat den Leuten den Erhalt versprochen“, erinnert sich einer der Gäste. Nun ist das endgültige Aus für das Frohnhauser Bad zum 1. April so gut wie beschlossen.

Für die Verwaltung sprechen die Fakten klar gegen die Oase, die jährlich ein Minus von über einer Million Euro einfährt. Beim schwarz-grünen Masterplan Sport fand sich das Freizeitbad deshalb auf der Streichliste wieder. Hoffnung keimte nach dem guten SPD-Wahlergebnis auf, doch SPD-Fraktionschef Thomas Fresen stellte jüngst klar: Die Oase ist nicht zu retten.

Familiengemäße Preise

„Was soll man da noch von Wahlversprechen halten“, schüttelt Carsten Hillebrand verständnislos den Kopf. „Und da wundern sich alle über eine Zunahme der Politikverdrossenheit.“ Man muss zwar zugeben: Wer, wann, was in Sachen Oase versprochen hat, ist im Nachhinein schwer zu rekonstruieren, doch ist zu- mindest die Stadtteil-SPD wohl recht weit gegangen und der suggestive stadtweite Slogan „Hesse ist überall“ erzielte wohl auch rund um die Oase seine Wirkung - eine gewünschte Wirkung, wie man hinzufügen muss.

Carsten Hillebrand jedenfalls denkt auch an seine zwei Töchter, mit denen er regelmäßig schwimmen geht. Mit der Oase werde „das kinderfreundlichste Schwimmbad weit und breit“ geschlossen.

Genau deshalb sind auch Yvonne Lorger und ihre vierjährige Tochter Celina hier, die „tolle Atmosphäre und die familienfreundlichen Eintrittspreise“ kommen hinzu. Die Borbeckerin ist drei- bis viermal pro Woche in der Oase und wird ihr Freizeitverhalten jetzt wohl ändern: „Der Anfahrtsweg nach Gelsenkirchen oder Oberhausen ist wesentlich länger und der Eintritt in die Bäder dort teurer.“

Auch wenn Alex Dellwo seine Freundin und ihre Tochter heute zum ersten Mal begleitet, ist er „auf Anhieb begeistert“: „Das Angebot ist optimal für Kinder“. Die Schließung und werde in der Essener Schwimmlandschaft „eine Lücke hinterlassen“. Der Kettwiger wundert sich aber nicht über das drohende Aus: „Natürlich trifft es erst die Oase, bevor irgendein Theater zugemacht wird. Ich habe kein Verständnis für die Auswahl der Sparmaßnahmen.“

Dass die Stadt sparen muss, ist rund um das Schwimmbecken unumstritten. Die konkrete Ansetzung des Rotstifts dafür umso mehr. „Wenn die Oase dicht gemacht wird, sitzt der ganze Essener Westen auf dem Trocknen“, bringt Thorsten Borgstedt seinen Unmut zum Ausdruck und stellt die Frage, wer denn „nach der Schließung die Folgekosten trägt“. „Erst das Freibad an der Nöggerathstraße, jetzt die Oase und dann wahrscheinlich auch noch ,Hesse’“, - der Nordwesten werde benachteiligt. Und dass, „obwohl der Bezirk der bevölkerungsreichste der Stadt ist“.

„Wenn hier Schluss ist, bin ich meinen Job los“

Jeder der befragten Badegäste wäre übrigens bereit, für den Erhalt tiefer in die Tasche zu greifen. Erwachsene zahlen derzeit fünf Euro Eintritt, Kinder unter sechs Jahren kommen sogar umsonst rein. „Das Bad wird zum großen Teil von Stammgästen besucht“, sagt Rebecca Kreckel, die an der Kasse sitzt. Rund 150 000 Menschen passierten jährlich den Oase-Eingang. „Viele von ihnen sind Senioren, die fast täglich kommen“, weiß die städtische Mitarbeiterin.

Kreckel ist eine der Festangestellten, die nach der Schließung in anderen Bädern weiterbeschäftigt werden. Anders sieht es da für Mathias Fiedler aus, der als Aushilfe in der Gastronomie arbeitet. „Wenn hier Schluss ist, bin ich meinen Job los und muss mir überlegen, wie ich meine Miete aufbringe“, macht sich der Schüler Sorgen. Konkrete Informationen hat er noch keine. „Ich gehe davon aus, dass das von heute auf morgen passiert.“

Ähnlich abrupt sollen sich bei der kommenden Ratssitzung auch die Politiker mit der Oase-Schließung befassen, die sie - da lange geplant - lediglich „zur Kenntnis“ nehmen sollen. Unter ihnen werden wohl auch SPD-Vertreter sein, die noch vor einem halben Jahr vor den Türen der Oase Wahlkampf betrieben haben.