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Die Krankenhäuser rüsten im knallharten Wettbewerb um gut betuchte Patienten auf: Viele Essener Kliniken stellen nun Komfort-Zimmer bereit - 5-Sterne-Hotelambiente für Kranke, die es sich leisten können.
„Darf’s noch ein Saft mehr sein?“, fragt die Service-Kraft, auf dem Flachbildschirm läuft die neueste Hollywood-Komödie, eine Menü-Karte offeriert neun besondere Speisen, die Bettlaken werden täglich gewechselt, im Bad stehen teure Kosmetika und hängen flauschige Handtücher — mit aufwendigen Einzel- oder Zweibett-Zimmern im 5-Sterne-Hotelstil und Sonderdienstleistungen rüsten Essens Krankenhäuser im Wettbewerb um gut betuchte Kunden auf.
„Immer mehr Leute sind gerne bereit, sich zusätzlichen Komfort im Krankenhaus einzukaufen“, beschreibt Thomas Kipp von den Katholischen Kliniken Nord-West den Trend, sich in der Klinik verwöhnen zu lassen. „Wenn ich schon krank bin, dann gönne ich mir etwas Besonderes, denken zunehmend mehr Leute“, fasst Annette Ehrke-Schön die Erfahrungen des Krupp-Krankenhauses zusammen.
Krupp hat eine Etage zur Komfort-Station ausgebaut, das Knappschafts-Krankenhaus hat gerade seine neue 12 Zimmer umfassende „Wahlleistungsstation mit Wohlfühl ambiente“ eröffnet, im Garten des Huyssens-Stifts entsteht jetzt ein 90-Betten-Haus nur für Patienten mit Luxus-Bedürfnissen, die Kliniken-Süd bauen gerade die gesamte vierte Etage des St.Joseph-Krankenhauses Werden mit Komfortzimmern aus. Ob Privatpatient, Kassenpatient mit privater Zusatzversicherung oder Normalversicherter — die hochwertige Unterbringung steht jedem offen. Ohne Privatversicherung muss der Patient allerdings den Mehrbetrag für den Extra-Komfort aus eigener Tasche zahlen: 50 bis 100 Euro pro Tag.
Dafür gibt es neben dem schöneren Ambiente kostenlos Internet-Zugang, Tageszeitung, Fernsehzeitschriften, einen Obstkorb. Der Bademantel liegt bereit, das Bett ist elektronisch regelbar, die Rolläden können fernbedient werden, ein Kühlschrank ist inklusive, die Besucher finden eine gemütliche Sitzecke vor. Die Service-Kräfte sind nicht nur als Kellnerinnen tätig; sie übernehmen kleinere Botengänge, machen Einkäufe am Kiosk. Manche bereiten zum Frühstück und Abendessen ein umfangreiches Buffet.
„Die Kliniken im harten Wettbewerb müssen beim Service zulegen, um für eine gewisse Klientel attraktiv zu sein“, sagt Lothar Kratz von der Krankenhausgesellschaft.
Alle Hospitäler beteuern, die Art der Unterbringung habe keinen Einfluss auf die ärztliche Behandlung. „Wir halten nichts von Zwei-Klassen-Medizin. Deshalb machen wir medizinisch und pflegerisch keinerlei Unterschied zwischen Wahlleistungs- und Normalpatienten“, sagt Horst Defren, Geschäftsführer der Kliniken Essen-Mitte.