Essen. .

Die Kulturhauptstadtpakete sind geschnürt, nun kann sie kommen, die zahlende Gästeschar — und zwar bitte recht zahlreich! Noch lassen die Ruhrtouris zwar auf sich warten, doch Essens Hoteliers geben sich vorsichtig optimistisch: Niemand rechnet mit einem Ansturm, wer kommt, der kommt eben — doch „ausgebucht“ wäre schon schön.

„Keiner denkt, dass es von jetzt auf gleich einen Riesenboom gibt, aber wir erhoffen uns Einiges“, bekennt Christiane Behnke, Vorsitzende des Essener Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Von 10 Prozent Zuwachs sei in Kollegenkreisen hoffnungsfroh die Rede: „Das wäre eine tolle Sache! Traditionell sind Städtereisen ja im Frühling und Herbst sehr beliebt.“

100.000 Gäste mehr?

Da sind die Tagungsgäste schneller: „In diesem Bereich haben wir 20 Prozent mehr Anfragen als im Vergleichszeitraum“, freut sich Eva Sunderbrink von der Essener Marketing Gesellschaft (EMG). „Ich will hier keine Kaffeesatzleserei betreiben, aber das ist ein gutes Signal.“

Mit einem Plus von 100.000 Gästen bei derzeit 1,2 Mio. Übernachtungen rechnet Axel Biermann, Geschäftsführer der Ruhr Tourismus GmbH: „Das Interesse für das Ruhrgebiet ist geweckt!“ Angst überrannt zu werden hätten die Hotels dennoch nicht: „Für gewöhnlich wird Essen besonders stark von Geschäftsreisenden frequentiert, die unter der Woche hier übernachten. Kulturtouristen kommen meist an den Wochenenden — wir können das stemmen.“

Noch aber herrscht die Ruhe vor dem erhofften Sturm. „Von der Eröffnungsfeier haben wir jedenfalls nichts gemerkt“, bedauert Handelshof-Direktorin Carla Krabbe. Dennoch rechnet sie mit einem großen Interesse. „Es werden mit Sicherheit viele Gäste ins Ruhrgebiet kommen — hoffentlich bleiben sie auch über Nacht.“ Wichtig sei vor allem, dass sich Essen als Tagungsort weiter etabliere, dass Ruhr2010 auch 2011 noch spürbar sei, dass die Region in den Köpfen bleibt. Davon ist Gabriele von Contzen vom Welcome-Hotel schon jetzt überzeugt. „All die tollen Fernsehbilder, die mediale Aufmerksamkeit — bisher wusste ja niemand, wie schön es bei uns ist.“

„Essen ist in aller Munde“

Doch Ruhrtouristen suchen nicht nur die Kultur, auch authentisches Revierflair ist gefragt. Viele haben es da auf das urige Bergmannshäuschen von Anne Weisberg abgesehen — schon zehn Anfragen in ein paar Tagen: „Essen ist eben in aller Munde.“ Auch das Hotel „Alte Lohnhalle“ im Krayer Zechen-Ensemble Bonifacius profitiert vom Faible der Gäste für Industriearchitektur. „Wir hatten noch nie so viele Vorbuchungen wie in diesem Jahr“, sagt Inhaberin Anna Kruljac. „Von März bis August wird es bei uns voll.“

Beim „Essener Hof“ bleibt man bescheiden. „Wir rechnen mit einem Plus an Kulturtouristen von 3 bis 4 Prozent“, so Direktor Maximilian Bosse. Bisher merke man allerdings noch nicht viel, aber das komme schon noch. „Beim Auftakt waren vor allem geladene Gäste, überhaupt viele Menschen aus der Region dabei — die brauchen keine Zimmer.“ Besser werde es hoffentlich im Mai, denn da beginnt die Saison der langen Wochenenden. „Einige Gruppenanfragen liegen uns bereits vor, gerade aus Deutschland zieht es die Gäste an die Ruhr, aber wir erwarten auch Besucher aus den Benelux-Ländern und der Schweiz.“ Nur die Österreicher ließen noch auf sich warten. Dabei waren im vergangenen Jahr mehr als 160.000 Deutsche nach Linz gepilgert, in die Kulturhauptstadt 2009.